Stimmen aus dem Gemeinderat

SPD

Dr. Monika Meißner

Demenzfreundliche Kommune

Dr. Monika Meißner

Dank guter medizinischer Versorgung werden Menschen in Deutschland und so auch in Heidelberg immer älter ‒ dadurch steigt die Zahl demenzkranker Menschen. Immer gleich und von außen wenig beachtet ist die innere Not, wenn ein Mensch merkt, dass seine geistigen Kräfte nachlassen. Gerade im frühen Stadium brauchen Menschen mit Demenz die Begegnung mit anderen, einen überschaubaren Alltag, Anregung und Aufmunterung. Da ist Hilfe vonnöten, auch für die Angehörigen, die zudem ihren eigenen Alltag bewältigen müssen.

Hier ist die Kommune gefordert, denn medizinische Pflegedienste können sich nur wenige Minuten täglich um äußerliche Probleme kümmern. Der Arbeitskreis Gerontopsychiatrie, in dem Stadtverwaltung und Gesundheitsamt zusammen arbeiten, erstellt zurzeit ein Konzept zur „demenzfreundlichen Kommune“, bei dem es auch um die gesellschaftliche Teilhabe geht, ein wichtiges Projekt. Wenn das tägliche Leben nicht mehr zu Hause zu bewältigen ist, braucht man neue Wege. Hier ist das Konzept des betreuten Wohnens, wie es die AWO gerade im Pfaffengrund gestartet hat, ein Schritt in die richtige Richtung. Bei Dementen im fortgeschrittenen Stadium ist das Konzept des sog. „Alzheimer-Dorfes“ in Holland (mit ca. 160 Einwohnern, so viele wie in einem großen Pflegeheim), das Lothar Binding als Modell für Heidelberg vorgestellt hat, durchaus nicht so abwegig, wie das manche meinen. Bei genauer Betrachtung handelt es sich um ein dorfähnliches Pflegeheimareal mit professioneller Betreuung, das Dementen das Gefühl eines normalen Umfeldes vermittelt, in dem sie sich frei bewegen und vertraute Erledigungen des Alltags erleben können. Dabei wird auch der großen motorischen Unruhe, die diese Menschen treibt, Rechnung getragen. Ob solch eine Einrichtung in einem Teil von Patrick-Henry-Village oder andernorts geschaffen werden kann, ist angesichts der freiwerdenden US-Flächen zu diskutieren. Hier könnte ein Pilotprojekt für Deutschland entstehen, das unserem Anspruch auf soziale Fürsorge gerecht wird.