Kultur

„Zorn“ als höchste Zahl

Die Sammlung Prinzhorn zeigt Werke des Schweizer Künstlers Adolf Wölfli

Er gilt als „Altmeister“ der Anstaltskunst: Der Schweizer Künstler Adolf Wölfli. Die Sammlung Prinzhorn zeigt einen Querschnitt seines Werkes.

Links: Adolf Wölfli, „Englisch=Grossbrittanische Kolonial=Bezierke“, 1911 (Foto: Adolf Wölfli-Stiftung). Rechts: Anonym: „Gasballon mit Korb und Puppe“. (Foto: Sammlung Morgenthaler)

Wölfli (1864-1930) zählt heute zu den bedeutendsten Künstlern der Moderne des 20. Jahrhunderts, sein Werk wird weltweit ausgestellt. Dabei begann seine „Karriere“ wenig vielversprechend: Aufgewachsen als Waisenkind und misshandelter „Verdingbub“ landete Wölfli erst im Zuchthaus, dann in der kantonalen Irren-, Heil- und Pflegeanstalt Waldau bei Bern.

Die künstlerische Tätigkeit, der sich Wölfli zuwandte, galt gemeinhin als reines Vergnügen – er setzte jedoch durch, dass Kunstproduktion als Arbeit gewertet wurde. Unterstützt wurde Wölfli seit 1907 durch den Arzt Walter Morgenthaler, der die Zeichnungen und Schriften von Anstaltsinsassen unter diagnostischen und therapeutischen Aspekten für seine Habilitationsschrift sichtete – ganz im Unterschied zu Hans Prinzhorn, für den Fragen der Kunst im Vordergrund standen.

Wölflis monumentales Werk umfasst 25.000 Seiten an Bild- und Textmaterial. Seine Zeichnungen sind bevölkert von Schnecken, Bändern, Schraffuren und Ornamenten. Er bindet Zitate ein und hebt Gattungsgrenzen auf: So arbeitete er mit musikalischen Notationen, Tänzen und Zahlen. Reale Bezüge erhebt er in den Bereich der Fantasie – er erfindet die Zahl „Zorn“, die er über alle anderen Zahlen stellt.

Die Werke Wölflis, ursprünglich Teil der Sammlung Morgenthaler, befinden sich seit 1975 in der Adolf-Wölfli-Stiftung am Kunstmuseum Bern. In Heidelberg werden sie erstmals wieder mit anderen Werken der Sammlung Morgenthaler, heute verwahrt im Berner Psychiatriemuseum, gemeinsam gezeigt, darunter Zeichnungen von Oskar Büttikofer und Objekte von Karl Schneeberger.

Die Ausstellung läuft bis zum 22. Februar und ist Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr, Mittwoch bis 20 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter www.prinzhorn.uni-hd.de. (kdi)