Stadt & Leute

Gegen Gewalt daheim

Medizinische Einrichtungen wollen Hilfe koordinieren

In Heidelberg arbeiten Kliniken, Arztpraxen und Pflegedienste bei der Hilfe für Menschen, die zu Hause in einer Gewaltsituation leben, künftig noch enger zusammen.

Bei der vom Amt für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg und dem Universitätsklinikum Heidelberg initiierten Auftaktveranstaltung Anfang Oktober tauschten sich über 70 Mitarbeiter/innen von Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegediensten über das Thema „Häusliche Gewalt – kein Tabuthema in der Medizin“ aus. Wichtigstes Ergebnis ist die Unterzeichnung der „Heidelberger Erklärung“ durch Bürgermeister Wolfgang Erichson und Prof. Dr. Rüdiger Siewert, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums. Mit der Einrichtung eines „Arbeitskreis Häusliche Gewalt“ soll die Zusammenarbeit der Hilfesysteme vorangetrieben und damit die Betreuung und Behandlung von Betroffenen verbessert werden.

Dr. Christiane Hug von Lieven vom baden-württembergischen Ministerium für Arbeit und Soziales äußerte sich lobend über die Vorreiterrolle Heidelbergs auf diesem Gebiet. Das Universitätsklinikum Heidelberg sei das erste im Land, das ein Interventionsprogramm plant. Die Initiative für die weitere Vernetzung geht insbesondere vom Runden Tisch des „Heidelberger Interventionsmodell gegen Gewalt in Beziehungen (HIM)“ aus, dem Ämter der Stadtverwaltung, der Polizei, der Justiz und allen einschlägigen Beratungsstellen angehören.

Mit der Veranstaltung im Institut für Medizinische Psychologie sollten die Handlungsmöglichkeiten im Gesundheitsbereich und die Möglichkeiten der Kooperation mit dem bestehenden „Heidelberger Netzwerk gegen häusliche Gewalt“ ausgelotet werden. Die Mitarbeiter/innen in Kliniken und Arztpraxen sind häufig erste und oft einzige Außenstehenden, bei denen Misshandlungsopfer Hilfe suchen. Sie spielen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, Gewalt zu erkennen, Patientinnen und Patienten zu unterstützen und erneute Misshandlungen zu verhindern.

Anlässlich der Fachtagung hat die Landesärztekammer die Broschüre „Häusliche Gewalt“ aktualisiert. Der Leitfaden für Ärztinnen und Ärzte informiert über Erkennung von und Umgang mit häuslicher Gewalt. Die Broschüre gibt es unter www.aerztekammer-bw.de.