Stadt & Leute

„Potenziale sozial verantwortbar nutzen“

GGH Heidelberg legt Jahresabschluss 2006 vor – Sanierung und Revitalisierung bleiben vorrangige Aufgabe

„Der große Siedlungsdruck auf Heidelberg und die sich daraus ergebenden Immobilienpreise erschweren die Aufgabe der GGH Heidelberg, bezahlbaren Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung bereitzustellen“, so Peter Bresinski, Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft im Rahmen der Vorstellung des Jahresabschlusses 2006.

Studentenwohnheim Schlierbacher Landstraße (Foto: GGH)
Studentenwohnheim Schlierbacher Landstraße (Foto: GGH)

In Zeiten des völligen Wegfalls der Landesförderung für den Mietwohnungsbau müssten andere Instrumente genutzt werden, um den gesellschaftsvertraglichen Auftrag zu erfüllen und dabei zukunftsfähig zu bleiben. Die Potenziale dafür seien vorhanden und lägen vor allem im eigenen Bestand. Man müsse dafür gewisse Veränderungen zulassen und diese Entwicklungschancen konsequent selbst nutzen.

Die GGH wird daher künftig die Bereitstellung von preiswerten Wohnungen vorrangig mit der Entwicklung des eigenen Wohnungsbestands verwirklichen müssen. Hierzu hat die GGH ihrer Gesellschafterin ein Konzept zur strategischen Neuausrichtung für die Bestandsbewirtschaftung und -entwicklung vorgelegt. Ziel ist es, bis zum Jahr 2015 etwa 14 Prozent des Wohnungsbestands mit aktivierungsfähigen Maßnahmen auf Neubauniveau zu heben, aus denen sich auch ein entsprechendes Mietsteigerungspotenzial generieren lässt. Aus wirtschaftlichen Gründen werden vorrangig die Bestände mit den größten strukturellen Defiziten und Leerständen saniert. Das zusätzliche, jährliche Investitionsvolumen beträgt etwa 16 Millionen Euro. Bis zum Jahr 2011 wird die Gesellschaft insgesamt rund 100 Millionen Euro in ihren Bestand investieren.

„Neben der Versorgung der Menschen mit geringem Einkommen sind aber auch die Nachfrager mit einer Zahlungsbereitschaft von 7 bis 8 Euro je Quadratmeter Wohnfläche und Monat von besonderer Bedeutung. Denn diese Gruppe hat derzeit in Heidelberg die größten Zugangsschwierigkeiten, vor allem, wenn es sich um Familien handelt. Deshalb brauchen wir Investitionen in zukunftsweisende und nachfragegerechte Wohnimmobilien“, sagt Bresinski mit Blick auf das bereits im Jahr 2006 auf rund 13,8 Millionen Euro deutlich gestiegene Neubauvolumen.

Mit einem Wohnheim für 93 Studenten in Schlierbach, bei dessen Planung bereits an eine eventuelle Nachnutzung als normale Wohnungen gedacht wurde, und dem Neubau von drei Wohnhäusern mit insgesamt 30 Wohnungen im Pfaffengrund, wo man besonderen Wert auf die Aufenthaltsqualität der Außenanlagen legte, erfüllt die GGH Ansprüche an modernes Wohnen, ob durch Beheizung mit Holzpellets oder der teilweisen Barrierefreiheit von Wohnungen.

Passivhaus-Feuerwache

Besonders die Neue Feuerwache wird sich sehen lassen können, ist sie doch weltweit das erste Passivhaus für die Brandbekämpfer. Aber auch die 21 Wohnungen für Asylbewerber an der Henkel-Teroson-Straße, die ebenfalls Niedrig-energiestatus besitzen, wurden bereits im letzten Jahr zur Nutzung übergeben, und zwar ohne dass sich die zuletzt im Stadtteil noch geäußerten Befürchtungen zu einem nicht gedeihlichen Zusammenleben bewahrheitet hätten. Mit der Fertigstellung des Neubaus mit drei Wohnungen in der Semmelsgasse ist auch in der Altstadt wieder Ruhe eingekehrt, denn die Kombination aus den erhaltenen und privat sanierten Pavillons und dem benachbarten Kopfbau geben vor der Kulisse des prächtigen und von der GGH bereits zuvor modernisierten Haus Nebel ein schönes Bild.

Neben anderen, kleineren Objekten wurden im Jahr 2006 noch knapp 10 Millionen Euro für Modernisierung und laufende Instandhaltung ausgegeben. Bei einer Gesamtleistung von rund 45 Millionen Euro wurde ein Jahresüberschuss von 825.669 Euro erzielt. Die Fluktuation lag mit 7,6 Prozent auf Vorjahresniveau, die durchschnittliche Leerstandsquote beträgt 1,1 Prozent. Darüber hinaus stehen allerdings rund 200 unvermietbare Wohnungen leer, die in den kommenden Jahren mit dem Investitionsprogramm im Rahmen von Gesamtmaßnahmen bearbeitet werden sollen.

Die aktuelle Durchschnittsmiete der rund 7.100 Wohnungen der GGH beträgt 4,87 Euro je Quadratmeter Wohnfläche und Monat, das sind 20 Cent mehr als im Vorjahr. Bresinski weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass selbst durch das groß angelegte Modernisierungsprogramm nicht zu befürchten sei, die GGH würde sich mit ihren Preisen auf das allgemeine Marktniveau entwickeln. „Die Mieten werden moderat steigen und dennoch bezahlbar bleiben. Dafür gibt es eine völlig andere, von Nachhaltigkeit geprägte Qualität für die Nutzer.“

Einfamilienhäuser

Die aktuell geplanten Eigentumsmaßnahmen der GGH sollen neben der Schaffung von weiterem Wohnraum auch einen Ergebnisbeitrag leisten. Dabei wird ein breites Spektrum von Nachfragern angesprochen, wobei in Kirchheim 28 in der Oberen/Unteren Seegasse Einfamilienhäuser für Haushalte entstehen sollen, die an der Grenze zur Eigentumsbildung stehen und die noch eine Förderung erhalten können. Die vorhandene, sehr einfache Bebauung soll abgerissen werden, dafür laufen gerade Gespräche mit den Bewohnern für eine Umsiedlung. Bei optimalem Verlauf könne Ende 2007 bereits mit dem Bauen begonnen werden. Die Grundstücke werden in Erbpacht vergeben, gegebenenfalls mit späterer Kaufoption, und die Häuser sollen auf keinen Fall teurer werden als 250.000 Euro. (ggh)