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Mit der Kamera auf hoher See

Friedrich-Ebert-Gedenkstätte zeigt Bilder des Photographen Richard Fleischhut

Wer war Richard Fleischhut? Ein Photograph und – 1881 in Pommern geboren – ein Zeitgenosse Friedrich Eberts. Deshalb widmet die Ebert-Gedenkstätte in der Pfaffengasse ihm derzeit eine Ausstellung.

Luxusliner-Passagiere: Marlene Dietrich und Max Schmeling – fotografiert von Richard Fleischhut
Luxusliner-Passagiere: Marlene Dietrich und Max Schmeling – fotografiert von Richard Fleischhut

Vor nicht allzu langer Zeit wusste man auch bei der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte noch nichts über Richard Fleischhut. Bis der für die Museums- pädagogik zuständige Mitarbeiter Michael Braun in einer Fachzeitschrift auf einige historische Aufnahmen Fleischhuts stieß.

Dessen Nachlassverwalterin ist seine Nichte Ingrid Peckskamp-Lürßen. Gemeinsam mit ihr hat die Ebert-Gedenkstätte diese Ausstellung mit mehr als hundert Motiven zusammengestellt, die erstmals einen Gesamteindruck vom fotografischen Werk Fleischhuts vermittelt.

Richard Fleischhut war Konditor und heuerte als solcher auf der „Kronprinz Wilhelm“ des Norddeutschen Lloyd an. Nebenbei entdeckte er seine Liebe zur Fotografie, der er an Bord immer häufiger nachging. Zusammen mit seiner Frau Florentine eröffnete er in Bremerhaven ein Foto-Atelier.

Vom Norddeutschen Lloyd später als Bordfotograf engagiert, befuhr er unter anderem mit dem Luxusliner „Bremen“ von 1929 bis 1936 die Nordatlantik-
route nach New York und lichtete immer wieder Reisende – darunter viele Prominente – ab. Nicht nur Menschen waren Fleischhuts Motive, sondern auch Städte, Landschaften und vor allem das Zusammenwirken von Mensch und Technik.

1936 bis 39 bereiste er auf der „Columbus“ auch die Karibik und Südamerika. Nach Ausbruch des zweiten Weltkriegs geriet die „Columbus“ in eine britische Seeblockade, die sie zur Selbstversenkung zwang. Die 600-köpfige Besatzung rettete sich in Minutenschnelle vom bereits brennenden Schiff. Auch Richard Fleischhut, der allerdings rund 32.000 Negative zurücklassen musste. Dafür konnte er im Rettungsboot aus sicherer Entfernung den Untergang der „Columbus“ fotografieren.

Eine seiner berühmtesten Aufnahmen machte Fleischhut vom Brand des Luftschiffs „Hindenburg“ 1937 in Lakehurst. Das Bild ging als Pressefoto um die Welt, sein Autor aber blieb lange Zeit unbekannt.

Richard Fleischhut starb 1951 im hessischen Neukirchen. Die Ebert-Gedenkstätte, Pfaffengasse 18, zeigt seine Fotografien bis 1. Mai. Der Eintritt ist frei, die Gedenkstätte ist dienstags bis sonntags geöffnet. (br.)