Stadt & Leute

Verrückt nach Leben

Filmfestival zu psychischer Gesundheit vom 6. bis 9. November im Karlstorbahnhof

Was macht man, wenn man eine Mutter hat, die viel verrücktere Ideen hat als man selbst? Die einen im Pyjama von der Schule abholt, fünf Eisbecher auf einmal bestellt und glaubt, dass man Elefanten im Garten halten kann? Nicht nur Bonnie, Heldin des Films „Übergeschnappt“ sieht sich so einer Situation gegenüber – Tausende deutscher Kinder und Jugendlicher haben mit psychisch erkrankten Eltern zu leben.

Szene aus dem Film „Übergeschnappt“
In „Übergeschnappt“ ist die neunjährige Bonnie mit allerlei Verrücktheiten ihrer Mutter konfrontiert. (Foto: Filmfestival Ausnahme/Zustand)

Nicht nur dieses heiße Eisen wird auf dem außergewöhnlichen bundesweiten Filmfestival „Ausnahme/Zustand – Verrückt nach Leben“ angepackt, das vom 6. bis zum 9. November im Karlstorbahnhof gastiert und vom Heidelberger Arbeitskreis Psychiatrie organisiert wird. „Lebenszeichen“ thematisiert selbstverletzendes Verhalten, „War Child“ den Missbrauch von Heranwachsenden im Krieg, „Emoticons“ Selbsthilfe im Internet.

Daneben wird es Kurzfilme zu ähnlichen Themen geben. Unter einen Nenner bringt das Ganze vielleicht der Dokumentarfilm „Recovery – Wie die Seele gesundet“. Zwar geht es in erster Linie um das amerikanische Konzept der Wiederherstellung eines lebenswerten Lebens nach einer schweren psychischen Krankheit, wie zum Beispiel Schizophrenie, „Recovery“ eben. Gleichzeitig spielt hier jedoch das Generalanliegen des Festivals mit hinein: Resilienz, also die Fähigkeit, als Jugendlicher seelische Widerstandskraft zu entwickeln. Die ist in einer Gesellschaft des dauernden Umbruchs zu einer Art Kardinaltugend geworden.

Dementsprechend gibt es zu jedem Film Einführungen von Psychiatern, Suchtexperten, Pädagogen und Betroffenen. Dieses Festival ist ein Pflichttermin – für Kranke wie Gesunde. Bürgermeister Dr. Joachim Gerner wird die Veranstaltung am Donnerstag, 6. November um 19 Uhr im Karlstorkino eröffnen, danach gibt es den Film „Emoticons“ und eine Diskussion über „Leben in Zeiten des Web 2.0“.

Karten unter Telefon 06221 978918, weitere Infos unter 06221 184290 oder oder www.ausnahmezustand-filmfest.de. (wei)