Stadt & Leute

Kreativ und talentiert: Spitzenplatz für Heidelberg

Roland-Berger-Studie sieht die kleine Großstadt Heidelberg hervorragend im Kreis der deutschen Großstädte positioniert

Seit vielen Jahren wird in den wirtschaftspolitischen Diskussionen die Bedeutung der sogenannten weichen Standortfaktoren hervorgehoben. Es konnte belegt werden, dass das Vorhandensein gut ausgebildeter Arbeitskräfte, von Bildungs- und Forschungseinrichtungen, von Freizeit-, Kultur- und Nahversorgungsangeboten sowie einer intakten Umwelt wichtige Voraussetzungen für eine positive wirtschaftliche Entwicklung sind.

Heidelberg steht auf Platz 3 im Roland-Berger-Kreativitätsindex 2008.
Heidelberg steht auf Platz 3 im Roland-Berger-Kreativitätsindex 2008.

In der aktuellen Literatur gelten vor allem die Bildung von Clustern, kreative Milieus und Netzwerkarbeit als Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit von Städten und Regionen. Wissen und Kreativität gelten als Rohstoffe, die langfristiges wirtschaftliches Wachstum sicherstellen.

Zentren der Innovation

In der viel beachteten Studie „The Rise of the Creative Class“ (2002) stellt Richard Florida einen Zusammenhang her zwischen den Standorten kreativer Arbeitskräfte, der „Kreativen Klasse“, einer urbanen Atmosphäre und dem wirtschaftlichen Erfolg von High-Tech-Regionen. Die Regionen mit einer hohen Konzentration der Kreativen, dazu zählen unter anderem auch Ingenieure, Architekten und Naturwissenschaftler, erwiesen sich als die Zentren technischer und sozialer Innovationen.

Weiter stellt Florida fest, dass in einer wissensbasierten Industriegesellschaft sowohl die Arbeitskräfte als auch die Unternehmen ihren Standort nach Kriterien auswählen, die ihn für Hochqualifizierte besonders attraktiv machen. Ein hoher Wohn- und Freizeitwert spielt dabei eine zentrale Rolle.

Analyse der Erfolgsfaktoren

Roland Berger Strategy Consultants erhielt 2008 den Auftrag, die Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Stadtentwicklungspolitik zu identifizieren und die Position Heidelbergs vor diesem Hintergrund zu beurteilen. Dazu wurden die Erfolgsfaktoren kreativer Städte analysiert und die Indikatoren des Kreativitätsindexes auf Heidelberg angewendet.

Mit einem Indexwert von 9,35 erreicht die Universitätsstadt den dritten Rang des Roland Berger-Kreativitätsindexes. Vor Heidelberg liegen nur die wirtschaftlich starken Landeshauptstädte München auf Platz eins und Stuttgart auf Platz zwei. Allerdings weist Heidelberg Schwächen bei Toleranz, Urbanität und Offenheit aus.

Mehr Raum für Kreative

Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner: „Die kleine Großstadt Heidelberg positioniert sich hervorragend im Kreis der deutschen Großstädte. Das ist überaus erfreulich. Im Rahmen unserer Schwerpunktsetzung müssen wir dennoch reflektieren, wo noch Defizite bestehen. Besonders interessant für mich an der Berger-Studie ist beispielsweise, dass das kreative Cluster in Heidelberg wesentlich mehr Raum benötigt.“

In einem weiteren Schritt befragte Berger Studenten: Was schätzen sie an Heidelberg, welche Aspekte sind ihnen an der Stadt besonders wichtig und welche Stadttypen bevorzugen sie?

Es zeigt sich, dass bei fast der Hälfte der Studierenden die hohe Qualität und der hervorragende Ruf der Universität ausschlaggebend für die Wahl des Studienortes war. Für knapp ein Drittel war die Stadt wichtiger als die Universität. Zu hohe Mieten und ein unzureichendes Wohnungsangebot werden als größte Probleme für Studierende angesehen.

Flair und Atmosphäre

Über die Hälfte der Studierenden erwartet nach dem Studium in Heidelberg oder der Region eine seinen Vorstellungen entsprechende berufliche Anstellung zu finden. In Heidelberg selbst möchte jedoch nur ein Drittel nach dem Studium leben. Studierende schätzen an Heidelberg vor allem das schöne Stadt- und Landschaftsbild, die guten Bildungs-
angebote und die hochwertige Wissenschaft sowie das Flair, die Atmosphäre der Stadt. Damit unterscheidet sich Heidelberg deutlich von anderen Großstädten wie zum Beispiel Stuttgart.

Kreative Vielfalt entwickeln

Der Gutachter zieht den Schluss, dass Heidelberg die kreative Vielfalt stärker entwickeln sollte, um weitere Talente zu binden. Die Verwaltung wird sich mit den Befunden der Studie auseinandersetzen und dem Gemeinderat Maßnahmen vorschlagen, die sich für Heidelberg eignen.

Die Broschüre „Roland Berger Kreativitätsindex 2008 – Deutschlands lebendigste Städte“ ist kostenlos erhältlich beim Amt für Stadtentwicklung und Statistik, Telefon 06221 58-21500, E-Mail stadtentwicklung@heidelberg.de. Als PDF-Datei finden Sie sie hier.