Kultur

„Meister der Kurzstudien“

Reinhard Düchting zu Gast bei der „Erlebten Geschichte“

Als „Liebhaber der kleinen Form“ und „Meister der Kurzstudien“ stellte sich Professor Dr. Reinhard Düchting, Gesprächsgast von Michael Buselmeier in der Reihe „Erlebte Geschichte – erzählt“, seinem Publikum vor. Und so streifte man ebenso kurzweilig wie humorvoll durch seine Lebensgeschichte und beleuchtete blitzlichtartig einzelne Stationen.

Reinhard Düchting gestikuliert lebhaft bei seinen humorvollen Reden.
Reinhard Düchting (Foto: Rothe)

1936 im westfälischen Witten geboren „südlich von Schalke“ war er gegen Kriegsende zur Kinderlandverschickung ein Jahr in Schönbrunn, wo er einen Bombenangriff der Alliierten miterlebte, aber auch ein Fußballspiel von Schalke gegen Eberbach. „Seitdem kenne ich die Gegend so’n bisschen.“

 Seine Frau hatte er schon in Witten gefunden – „die Mütter haben sich schon schwanger sozusagen gesucht“ – bevor er 1957 zum Germanistik- und Theologiestudium nach Heidelberg kam. Ursprünglich wollte er Erzieher werden. Nach einigen Semestern kam die Lateinische Philologie des Mittelalters hinzu. Düchting promovierte 1965 am Mittellateinischen Seminar bei Walter Bulst und wurde dessen Assistent.

1976 habilitierte er sich, 1980 wurde er zum Professor ernannt. Im Jahr 2000 wurde er entpflichtet. Die Familie lebte zunächst auf dem Boxberg, „bis es durch zu viele Bücher oder Kinder zu eng wurde“, und zog später nach Sandhausen, wo Düchting bis heute sehr gerne wohnt.

„Man kommt vom Kleinen ins Kleinste und findet es total interessant“, kommentierte Michael Buselmeier den Gesprächsverlauf. So kam die Rede auch auf „seine Lieblingsadresse bei den Stadtführungen, den Friesenberg 1“. Dort lebten im Dachgeschoss drei alte Damen (schon seit den 20er Jahren bis in die 90er hinein). Was der begeisterte Stadtforscher noch nicht wusste, dass sie mit zahlreichen Heidelberger Persönlichkeiten, unter anderem mit Richard Benz, befreundet waren. „Die eine war Buchbinderin, die andere Schriftkünstlerin und die dritte half ihnen dabei“, erläuterte Düchting.

Düchtings Interessen sind nicht auf das eigene Fach beschränkt. Er hat zahlreiche Studien zur Kultur-, Universitäts- und Stadtgeschichte verfasst, halb vergessene Schriften wieder ausgegraben, neu veröffentlicht und mit einem Nachwort versehen (etwa von Heinrich Jung-Stilling und Olympia Fulvia Morata oder Albert Mays’ Heidelberg-Anthologie aus dem Jahr 1886). Er ist aktiv mit der Musik verbunden, dem Gesang, dem Posaunenspiel, tritt gern auch als Rezitator auf und wird demnächst in der Buchhandlung Himmelheber zu hören sein.  (doh)