Kultur

Bunte Glücksbringer

Chinesisches Kunsthandwerk aus Wuxi in der Textilsammlung Max Berk des Kurpfälzischen Museums

China beeindruckt gerne mit Superlativen, mit dem größten Staudamm oder der größten Brücke der Welt. Das andere Extrem – ultrafein gearbeitetes chinesisches Kunsthandwerk – ist jetzt im Ziegelhausener Textilmuseum zu sehen.

Zwei bunt bemalte Schachspieler aus Ton
Bunt bemalte Schachspieler aus Ton Foto: Kurpfälzisches Museum

Seidenstickerei, Scherenschnitte, Mikrokalligraphie, Strohbilder, Bambusschnitzereien und Weizenhalmbilder werden hier gezeigt. Dem Heidelberger Stadtarchiv und dem Kurpfälzischen Museum ist es gelungen, das Archiv der Stadt Wuxi (80 Kilometer westlich von Shanghai) zu seiner ersten Auslandsausstellung zu bewegen.

Die Stadt Wuxi hat 4,5 Millionen Einwohner und zählt zu den zehn wirtschaftsstärksten Städten Chinas. Sie liegt am Nordufer des 2.300 Quadratkilometer großen Taihu-Sees und wird vom Yangtze durchquert. In Wuxi wird aber auch das volkstümliche Kunsthandwerk gepflegt, das rund 50 verschiedene Gewerke umfasst und auf eine 2000 Jahre alte Tradition zurück blicken kann.

So gilt Wuxi als die „Hauptstadt der Töpferwaren Chinas“. Der Berg Huishan liefert die Tonerde für die von Hand modellierten und bunt bemalten „Huishan Tonfiguren“: für Kinderfiguren als Glücksbringer, für Darstellungen der Teezeremonie, von Go-Spielern oder Tänzerinnen. Aber auch die Zisha-Teekannen aus der nur dort vorkommenden Purpurerde genießen weltweite Beliebtheit. China als Wiege der Seidenherstellung hat natürlich auch feine Seidenstickerei vorzuweisen. Für die Herstellung eines minuziös gestickten Motivs sind mehrere Monate oder gar Jahre erforderlich. Ebenso alt wie die Technik der Seidenstickerei dürfte die Tradition des „Blauen Kalikos“ sein. Bei dieser chinesischen Textil- und Farbdrucktechnik werden Schablonen mit Farbschutzmittel aufgetragen und der Stoff in blauem Pflanzenfarbensud (Indigo) gefärbt.

Der Kontakt zwischen den Archiven von Heidelberg und Wuxi entstand im Jahr 2005, als das Stadtarchiv Heidelberg mit einer Architekturausstellung im Rahmen der „German Culture Week“ in Shanghai zu Gast war. Bürgermeister Dr. Joachim Gerner sagte bei der Ausstellungseröffnung: „Unsere Welt wächst zusammen und die Globalisierung birgt keineswegs nur Schattenseiten. Sie eröffnet auch neue Horizonte.“

Die China-Ausstellung ist bis zum 16. September im Textilmuseum, Brahmsstraße 8, zu sehen: Mittwoch, Samstag und Sonntag von 13 bis 18 Uhr. Am Sonntag, 2. September, wird ein Kalligraphie-Workshop angeboten.  (doh)