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Margret Dotter

Integration gelingt vor Ort

Margret Dotter

Zwei Ereignisse beflügeln die Diskussion zur Integration. Zum einen ist der „Nationale Integrationsplan“ als Frucht des von Bundeskanzlerin Angela Merkel erfolgreich durchgeführten Integrationsgipfels vor Ort umzusetzen und zum anderen beginnt in Heidelberg das neue Dezernat „Integration, Chancengleichheit und Bürgerdienste“ seine Arbeit. Ich wünsche dem neuen Dezernenten und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine glückliche Hand für das sensible Thema.

In Deutschland leben etwa 15 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, in Heidelberg mehr als 20.000. Ihr Los berührt mich, denn ich habe mich in den 90er Jahren als Vorsitzende des Ausländerrates sehr praktisch mit der Integration befasst und lange zuvor selbst als Schwedin in Deutschland Fuß fassen müssen. Eine gelingende Integration erfordert meines Erachtens drei Dinge: Integrationsbereitschaft, Kenntnis der deutschen Sprache sowie gleichberechtigte Teilhabe an Bildungsmöglichkeiten und am gesellschaftlichen Leben.

Die Integrationsbereitschaft ist entscheidend. Um Parallelgesellschaften zu verhindern, müssen alle Migrantinnen und Migranten frühzeitig und vertrauensbildend angesprochen werden, möglichst in ihrer Muttersprache durch ehrenamtlich tätige Migranten, deren Integration schon gelungen ist oder durch städtische Bedienstete mit Migrationshintergrund. Gerade die wichtigsten Zielgruppen, Jugendliche und junge Mütter, müssen wir für die weiteren Integrationsschritte begeistern.

Erst den zweiten Schritt bilden die Integrationskurse, die über Sprache, Gesellschaft und Kultur unterrichten. Sie können nur erfolgreich sein, wenn eine Kulturoffenheit bei Unterrichtsbeginn erreicht ist. Parallel dazu müssen die Migrantenkinder eine Sprachförderung erhalten, die in Kindertagesstätten und -gärten einsetzt. Bei Schulbeginn muss die deutsche Sprache beherrscht werden, denn wenn eine Schulkarriere an der Sprache scheitert, ist die Integration gescheitert.

Zu weit geht ein Vorschlag von Bundesinnenminister Schäuble, ausländische Eltern müssten Deutsch lernen, um mit ihren Kindern deutsch zu sprechen. Besser wäre, wenn die Eltern zu Hause ein integrationsoffenes Klima erzeugen, aber mit ihren Kindern die Muttersprache fortführen. Dann wächst das Kind bilingual auf und hat später einen Bildungs- und Berufsvorteil. Dem Kind geht keine Kultur verloren, sondern ihm wächst der Reichtum zweier Kulturen zu. Ernste Integration bedeutet kein kulinarisch-kultureller Zirkus, denn von einer gelungenen Integration profitieren beide – die Migranten und die Einheimischen.