Stadt & Leute

„Begeisterung für Kinder wecken“

Ergebnisse der ersten Unternehmensbefragung in der Metropolregion zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie liegen vor

In Heidelberg wurde letzte Woche die erste Vereinbarkeitsstudie der Region präsentiert. Hierzu hatte das Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung in Zusammenarbeit mit der Metropolregion Rhein-Neckar und der Stadt Heidelberg 477 Unternehmen aus der Region zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie interviewt.

Auf dem Podium (v. l.) Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner, Andrea Kiefer, Christoph Linzbach und Dörthe Domzig (Foto: Rothe)
Auf dem Podium (v. l.) Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner, Andrea Kiefer, Christoph Linzbach und Dörthe Domzig (Foto: Rothe)

Zur Präsentation der Studie begrüßte Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner als Gastgeber die zahlreich erschienenen Vertreter der Unternehmen, Christoph Linzbach vom Bundesfamilienministerium, den Projektleiter der Unternehmensbefragung, Dr. Andreas Wüst, sowie die Vertreter der Metropolregion: Geschäftsführer Wolf-Rainer Lowack und Andrea Kiefer, Beauftragte für Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die anschließende Podiumsdiskussion mit dem Publikum moderierte Dörthe Domzig, Leiterin des Amtes für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg.

Die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung: 80 Prozent der Unternehmen bewerten familienfreundliche Maßnahmen positiv. 86 Prozent bieten flexible Arbeitszeitmodelle und 39 Prozent Elternförderung, das sind Maßnahmen wie Weiterbildung in der Elternzeit, Wiedereinstiegs- oder Kontakthalteprogramme und anderes. Zwei Drittel der Unternehmen halten die Verbesserung der Kinderbetreuung für unerlässlich. Bei kleinen und mittleren Unternehmen bestehen deutliche Informationsdefizite.

Im Städtevergleich haben Heidelberger Unternehmensleitungen aufgeschlossenere Einstellungen zu Vereinbarkeitsfragen. Bei betrieblicher Unterstützung von Kinderbetreuung liegen Heidelberger Unternehmen vorne, ebenso bei innovativen Arbeitszeitangeboten. 80 Prozent der Heidelberger Unternehmen sehen sich beim Thema Vereinbarkeit selbst in der Verantwortung.

Aus Sicht aller Unternehmen der Region besteht der größte Handlungsbedarf bei der Kinderbetreuung. Hier sehen sie aber zugleich die öffentliche Hand stärker in der Verantwortung. Großes Potenzial sehen sie zudem in der Weiterentwicklung flexibler Arbeitszeitmodelle (darunter auch Heimarbeit) und bei der grundsätzlichen Einstellung zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Die Möglichkeit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist vordringliches Thema vor allem für berufstätige Menschen mit kleineren Kindern und für jene, die vor der Entscheidung stehen, Kinder zu bekommen. Hier möchte Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner Mut machen und sieht Heidelberg mit seiner Familienoffensive auf dem richtigen Weg: „Gerade bei der Kinderbetreuung haben wir in Heidelberg schon heute einen Spitzenplatz und werden diesen weiter ausbauen. Wir nehmen als Kommune sehr viel Geld in die Hand, um allein in den nächsten anderthalb Jahren über 40 Prozent aller unter Dreijährigen einen Betreuungsplatz anbieten zu können. Das ist bundesweit einmalig. Was aber neben der Strukturverbesserung mindestens genauso wichtig ist: Wir sollten in Deutschland wieder die Begeisterung für Kinder wecken und uns über Kinderlärm auf Straßen und Höfen freuen und nicht ärgern.“

Im Mittelpunkt der Studie standen eine Bestandsaufnahme der verschiedenen familienfreundlichen Maßnahmen in den Unternehmen sowie Fragen zu Frauen in Führungspositionen und Erfahrungen der Unternehmen mit familienbedingten Beschäftigungspausen. Aufgenommen waren Einstellungsfragen unter anderem zur Rollenverteilung bei der Verantwortung für Vereinbarkeit zwischen Familien, Unternehmen und politischen bzw. staatlichen Institutionen. Die gesamte Studie kann unter www.heidelberg.de/chancengleichheit abgerufen werden. (ck)