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Rückschlag auf dem Wege zum Welterbe

ICOMOS gibt negative Empfehlung für Heidelbergs Welterbe-Antrag ab

Rückschlag für Heidelbergs Chancen, in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen zu werden: Der Internationale Rat für Denkmalpflege ICOMOS empfiehlt in seinem Gutachten, den Heidelberger Antrag zurückzuverweisen und die Antragsteller aufzufordern, ihn komplett zu überarbeiten. Die endgültige Entscheidung über den Antrag Heidelbergs trifft das UNESCO-Welterbekomitee auf seiner Sitzung Ende Juni in Christchurch, Neuseeland.

Blick auf das Schloss und die Altstadt
Die Chancen, dass Heidelberg Welterbe wird, sind nach einem Gutachten des Internationalen Rats für Denkmalpflege gesunken. (Foto: Lossen)

Als Begründung für seine negative Empfehlung führt ICOMOS unter anderem an, in dem Antrag der Stadt Heidelberg und des Landes Baden-Württemberg seien bisher der „außergewöhnliche universelle Wert“ des Welterbegebietes im Vergleich zu anderen europäischen Welterbe-Städten nicht ausreichend dargestellt. Ebenso seien die Bedeutung des Schlosses und der universitären Tradition Heidelbergs zu wenig herausgearbeitet. Außerdem mahnt ICOMOS eine Aktualisierung der vorhandenen Maßnahmen und Programme zum Schutz des Welterbegebietes an. Ausdrücklich positiv beurteilt wird von ICOMOS die Heidelberger Planung eines Neckarufertunnels, um die Altstadt wieder mit dem Fluss zu verbinden.

„Ich bedaure diese Empfehlungen von ICOMOS sehr“, kommentierte Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner die Nachricht aus Paris. „Schließlich ist unser Antrag in den letzten Jahren mit viel Engagement, großer Professionalität und Sensibilität gemeinsam mit unzähligen Partnern aus der Universität, der Wirtschaft, der Politik und des Landes erarbeitet worden. Für die 2005 von uns verlangten Nachbesserungen hatten wir bereits positive Signale von der UNESCO erhalten. Umso mehr erstaunt uns die massive Kritik, die jetzt von ICOMOS formuliert wird. Wir werden in Kürze mit dem Gemeinderat diskutieren, wie wir mit der Situation umgehen und das Thema in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses am 12. Juni erörtern.“

Erster Bürgermeister Prof. Dr. Raban von der Malsburg wies darauf hin, dass ICOMOS seine Bewertungskriterien in diesem Jahr deutlich verschärft habe. Von weltweit 32 Anträgen, als Kulturerbe in die Liste aufgenommen zu werden, haben nur 13 eine positive Empfehlung erhalten. In einer Konferenz der europäischen Länder hat ICOMOS zudem sehr deutlich gemacht, dass historische Altstädte, christliche Sakralbauten und Schlösser aus Renaissance und Barock künftig schlechte Chancen haben werden, weil sie auf der Liste bereits überrepräsentiert seien. Trotzdem sei die harsche Kritik aus Paris überraschend, denn in einer Vorinformation hatte die UNESCO sich über den Heidelberger Antrag sehr zufrieden geäußert.

Inzwischen hat die Stadtspitze mit dem Land Baden-Württemberg Verbindung aufgenommen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.   (hei)