Kultur

Quilt-Kunst auf hohem Niveau

Die 3. Europäische Quilt-Triennale im Textilmuseum in Ziegelhausen

Bereits zum dritten Mal richtete die Textilsammlung Max Berk des Kurpfälzischen Museums in diesem Jahr die Europäische Quilt-Triennale aus. 36 ausgewählte Patchworkquilts aus 15 Ländern spiegeln aktuelle Trends und zeigen Quilt-Kunst auf hohem künstlerischen Niveau.

Linda Colsh aus Belgien vor ihrem Quilt „Cold Shoulder“
Linda Colsh (Belgien) erhielt für ihre Arbeit den 1. Preis. Foto: Rothe

Bei dem Begriff Patchwork denkt mancher an Flickwerk oder Bettdecken. Zeitgenössische Quilts sind jedoch keine Gebrauchsgegenstände mehr, sondern Kunstwerke für die Wand. Als die Textilsammlung Max Berk 1984 einen Wettbewerb zeitgenössischer Quilts für den deutschsprachigen Raum ins Leben rief, steckte die Patchworkszene in Deutschland und den anderen europäischen Ländern noch in den Kinderschuhen.

Das änderte sich von Biennale zu Biennale und im Jahr 2000 wurde sie auf Europa ausgeweitet. Nun findet sie alle drei Jahre statt. „In dieser Zeit traten der künstlerische Aspekt und die künstlerische Freiheit immer mehr in den Vordergrund“, erklärt Dr. Kristine Scherer, Kuratorin der Textilsammlung. Heute erzielen die Quilterinnen und Quilter durch Bedrucken, Batiken, Bemalen, Entfärben und Besticken effektvolle Oberflächen. Sie arbeiten mit Baumwolle, Mull, Papier, Seide, Teefiltern, Vlies, Hanf, Jeansstoff und handgeschöpftem Papier.

Die international besetzte Jury hatte die Qual der Wahl. Aus 221 Einsendungen von 164 Bewerberinnen und Bewerbern aus 18 Ländern galt es, eine repräsentative Auswahl zu treffen. Vertreten sind in diesem Jahr Künstlerinnen aus Irland, Dänemark, Lettland, Norwegen, Finnland, Belgien, Frankreich, Italien, der Schweiz, Österreich, Ungarn und Deutschland. Auffallend bei der diesjährigen Triennale ist, wie viele preisgekrönte Werke sich mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinandersetzen.

So ging der erst Preis an Linda Colsh aus Belgien, die sich in ihrem Quilt „Cold Shoulder“ mit dem demografischen Wandel beschäftigt. Den zweiten Preis erhielt Ursula Rauch (Deutschland), deren Werk „Lange haben die schwarzen Frauen geschwiegen“, den Frauen Afrikas gewidmet ist. Der dritte Preis wurde geteilt und ging an die Schweizerin Ursula Gerber-Senger für eine sehr experimentelle Arbeit, ein durch Wärmebehandlung gefärbtes und teilweise geschmolzenes Bronzegeflecht, und an Evi Kirchmair-Krismer aus Österreich. Ihre Arbeit „Ströme/Strömungen“, handelt von der immer weiter auseinanderklaffenden sozialen Schere.

Die 3. Europäische Quilt-Triennale ist bis zum 21. Januar 2007 im Textilmuseum, Brahmsstraße 8, zu sehen. Anschließend wandert die Ausstellung, wie in den vergangenen Jahren, ins Kreismuseum Zons, ins Textilmuseum St. Gallen und wird erstmals beim Festival of Quilts in Birmingham zu sehen sein.

Jazz-Matinee

Zu einer Jazz-Matinee mit der Oldtime Jazz Connection lädt die Textilsammlung Max Berk des Kurpfälzischen Museums am Sonntag, 12. November, von 11 bis 14 Uhr ein. Anschließend um 15 Uhr führt Dr. Kristine Scherer durch die Quilt-Ausstellung.  (doh)