Stimmen aus dem Gemeinderat

CDU

Heinz Reutlinger

Kongresszentrum

Heinz Reutlinger

Nochmals ein Blick zurück: In der letzten Gemeinderatssitzung habe ich der Beschlussvorlage, den Standort Stadthalle für ein erweitertes Kongresszentrum zu nutzen, nicht zugestimmt. Ich hätte dies auch nur gegen meine eigene Überzeugung tun können. Und dies hätte meinem Verständnis von Politik aus christlicher Verantwortung – ich gehöre auch einer Partei an, die sich „christlich“ nennt – radikal widersprochen. Wie hätte ich es auch glaubwürdig begründen sollen – es hatte sich ja keine neue Situation ergeben – dass ich meine Meinung von einer Stunde auf die andere über Bord werfe? Wohl niemand in der Altstadt und darüber hinaus hätte dafür Verständnis gehabt, dass ich plötzlich eine Position aufgebe – wenn auch unter massivem Druck von außen – die ich bisher öffentlich vertreten und für die ich mich einzusetzen öffentlich versprochen habe. Ich selbst hätte mich gefühlt als einer, der Wortbruch begangen hat und als Feigling, der einem gewissen Druck von außen nicht standhalten kann.

Ich habe von Anfang an – vor allem im Blick auf die künftige Stadtentwicklung – den zunächst favorisierten Standort am Bahnhof für die bessere Lösung angesehen. Allerdings gebe ich zu, dass der Standort Stadthalle seinen verführerischen Reiz hat – vor allem wenn man die damit verbundenen Probleme kleinredet oder ganz verdrängt. Aber ich möchte – nachdem die Entscheidung gefallen ist – zum Pro und Contra nichts mehr sagen. Ob der Beschluss des Gemeinderates ein „Beschluss der Vernunft“ war – wie die RNZ am 19.12.08 schrieb – wird die Zukunft zeigen. Man kann es nur hoffen. Niemand hat die Wahrheit für sich gepachtet. Zunächst kann man nur hoffen, dass der Architektenwettbewerb – und das ist das Nächste, was auf uns zukommt – das „Wunder“ vollbringt und einen Modellentwurf kreiert, der den Charme der historischen Stadthalle und die wohl sensibelste Stelle der Heidelberger Stadtansicht nicht beschädigt. Nicht wenige Experten bestreiten, dass es ein solches „Wunder“ geben kann. Ich persönlich befürchte, dass nach dem wohl endgültigen Aus der Debatte um das Weltkulturerbe so langsam die Dämme zu brechen beginnen.

Ich möchte auch der Bürgerinitiative „Biest“ – wie sie sich abgekürzt nennt – für ihr Engagement danken. Bürgerinitiativen sind – ob sie nun mit ihren Ansichten und Forderungen gefallen oder nicht – ein Grundelement einer freiheitlichen Demokratie. Darum halte ich es nicht für klug, sie madig zu machen, wie es dann und wann geschieht. Und dass sie oftmals egoistische Ziele verfolgen – wer ist denn völlig frei von Egoismus? Sind es die Politiker? – ist völlig normal und legitim. Übrigens: Waren die sonstigen Interessenverbände, die im Streit um den Standort für ein Konferenzzentrum mitgemischt haben, weniger egoistisch? Eines sollte allerdings generell klar sein: Die politische Auseinandersetzung muss sachlich und fair geführt werden. Das war in der Vergangenheit leider nicht immer der Fall.