Stadt & Leute

Wicherntag im Wichernheim

Einrichtung der Stadtmission gedachte des 200. Geburtstags ihres Namensgebers

Johann Hinrich Wichern ist Namensgeber des Wichernheimes der Evangelischen Stadtmission. Aus Anlass seines 200. Geburtstags gestaltete das Wichernheim am 9. Juli einen Festtag.

Arbeit in der Flechtwerkstatt (Foto: Rothe)
Arbeit in der Flechtwerkstatt (Foto: Rothe)

Wichern, 1808 in Hamburg geboren, kümmerte sich sehr früh um die sozialen Probleme, die durch die fortschreitende Industrialisierung verursacht wurden. Sein Kampf gegen Ausbeutung und Verarmung der Industriearbeiter machte ihn zum Begründer der Inneren Mission und der modernen Diakonie. 1833 gründete er in Hamburg das Rauhe Haus, das verarmten und verwahrlosten Kindern ein Zuhause in familienähnlichen Gruppen bot. Sein Modell erwies sich als bahnbrechend für die spätere Jugendhilfe.

Beim Heidelberger Wicherntag würdigten verschiedene Redner das Leben und Wirken von Johann Hinrich Wichern. Ulrich Hermannes, Direktor der Hamburger Stadtmission, verdeutlichte in seinem Vortrag über „Wichern, das Rauhe Haus und was daraus wurde“ das Elend der damaligen Zeit sehr anschaulich.

Pfarrer Hans Kratzert, Vorstandsmitglied der Heidelberger Stadtmission, berichtete über mehrmalige Besuche Wicherns in Heidelberg und im damals von der Revolution erschütterten Baden. Mit seinem Beitrag „Von der ‚Herberge zur Heimat’ zum heutigen Wichernheim“ schlug Pfarrer i.R. Raoul Jassoy die Brücke in die jetzige Zeit.

Neben Wicherns Geburtstag hatte das Wichernheim weitere Anlässe zum Feiern: Vor 30 Jahren wurde die Flechtwerkstatt eröffnet, um den wohnungslosen Menschen eine Aufgabe und Tagesstruktur zu geben. Seine Stuhlflechtarbeiten sind weit über Heidelberg hinaus bekannt. Das alte Handwerk wird nur noch selten ausgeübt. Im Wichernheim wurden bisher etwa 25.000 Stuhlgeflechte gefertigt.

Zur Erweiterung des Arbeitsangebots kam vor 20 Jahren die Schreinerei hinzu. Sie befindet sich in einem alten Haus in der Plöck 16, das durch Mithilfe der Heimbewohner zu einem Schmuckstück aufgemöbelt wurde. Stühle, die zum Beflechten abgegeben werden, können in der Schreinerei aufgearbeitet werden. (br.)