Planen und Bauen

„Der Rote Faden“: Ideen für das Neckarufer

Wettbewerb „Europan 10“ ist entschieden – Alle Arbeiten sind bis zum 16. Februar im Café „Chez Pierre“ (Zentralmensa, INF 304) ausgestellt

Eine Heidelberger Delegation mit Stadträtin Dr. Ursula Lorenz, Stadtrat Ernst Gund und Simone Merkel, Leiterin der Abteilung Stadterneuerung und Stadtgestaltung im Stadtplanungsamt, war am vorvergangenen Wochenende in Dessau, um an der Verleihung der deutschen Preise des europäischen Wettbewerbs Europan 10 teilzunehmen.

Preisverleihung in Dessau: (von links) Stadtrat Ernst Gund, die Architekten Martin Sobota, Thomas Stellmach und Artur Borejszo, Simone Merkel, Stadtplanungsamt, und Stadträtin Dr. Ursula Lorenz.
Preisverleihung in Dessau: (von links) Stadtrat Ernst Gund, die Architekten Martin Sobota, Thomas Stellmach und Artur Borejszo, Simone Merkel, Stadtplanungsamt, und Stadträtin Dr. Ursula Lorenz. (Foto: privat)

Junge Architekten und Planer aus ganz Europa waren aufgerufen, sich mit den aktuellen Problemen europäischer Städte auseinanderzusetzen, innovative Konzepte und neue Programme zu entwickeln und „urban sustainability“ Gestalt zu geben. Als erste baden-würt-tembergische Stadt hat Heidelberg bei einem Europan-Wettbewerb mitgemacht. Gesucht wurden Ideen für das nördliche Neckarufer zwischen Römerbad und Zoo. Wie kann der Raum zwischen Neckar und Universitätscampus landschaftlich, funktional und stadtgestalterisch aufgewertet werden?

Die Gewinner des Wettbewerbs sind Martin Sobota, Büro Cityförster, Rotterdam, und Thomas Stellmach, Büro Überbau, Berlin, mit dem Beitrag „Der Rote Faden“. Das STADTBLATT sprach mit den beiden jungen Architekten.

Herr Sobota, Herr Stellmach, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Erfolg. Worum ging es bei Europan?

Europan ist ein Ideenwettbewerb für Nachwuchsarchitekten unter 40. Europan will jungen Architekten eine Chance geben, sich zu positionieren und ein Projekt zu realisieren, sowie Zukunftsfragen aufwerfen und diskutieren. Die Städte reichen häufig Grundstücke ein, bei denen noch keine klare Vorstellung besteht, was dort geschehen soll. Sie suchen nach Ideen mit einem weiteren Blickfeld.

Heidelberg hat eine Aufgabenstellung für das Neckarufer eingereicht.
Dabei wurden vier Bereiche zur Diskussion gestellt. Das Römerbad, das südliche Ende des Campusboulevards, die Fläche des Reitervereins sowie die Verbindung zwischen diesen. Dass sich hier eine der renommiertesten Universitäten Deutschlands befindet, spiegelt sich städtebaulich nicht wieder. Der Campus versteckt sich hinter hohen Bäumen und wirkt ziemlich abgeschottet.

Wie könnte man das verbessern?

Durch die Anbindung an den Neckar. Wir schlagen vor, die Besonderheiten hinter dem grünen Vorhang hervorzuholen und an den Neckar zu bringen, zum Beispiel die Gärten der Chirurgie, die wir in ihrem klassischen Aufbau weiterführen und zum Neckar hin abtreppen. Den botanischen Garten, dessen Glashäuser wir um die Studentenwohnheime bis an den Neckar fortsetzen – dadurch wird der Campus zum ganzjährig nutzbaren Forum, mit Sportflächen, Bibliothek, Sofaecken und Gärten. Schließlich noch der Zoo, der am Neckar einen neuen Eingang bekommt. Das könnte dann das Ziel eines ausgedehnten Sonntagsspaziergangs werden.

Daher der Titel ihres Beitrages „Der Rote Faden“?

Das Schloss und den Campus, diese beiden Pole, die die Kraft Heidelbergs ausmachen, wollen wir sichtbar machen und mit einer Promenade verbinden. Entlang des Neckars schlagen wir den „Roten Faden“ vor, ein drei Kilometer langes Band aus rotem Sandstein. Als vielseitiges Element ist es mal Bank, mal Bürgersteig, mal Informationstafel.

Und die künstliche Insel?

Wir sehen die Insel, eine wirkliche Landmarke, als Chance für Universität und Stadt. Wir finden wichtig, dass diese bedeutsame Stelle markiert wird, dass hier ein Ort entsteht, der attraktiv ist und damit das gesamte nördliche Neckar-
ufer aufwertet. So eine Insel ist ein Ziel, ein Symbol, das eine unglaubliche Energie entfalten kann.

Was schlagen Sie am Römerbad vor?

Am Römerbad befindet sich eine sehr schöne Grünfläche. Wir unterstreichen den Charakter des Ortes mit einer großen, geneigten Grünfläche, führen diese als Platz weiter ans Ufer. Die Grünfläche ist durch die Neigung vom Verkehrslärm abgeschirmt. Da könnte man ein Freiluftkino haben oder einfach im Winter rodeln.

Wie geht es weiter?

Nun gilt es, mit den Verantwortlichen in Dialog zu treten und herauszufinden, was möglich ist. In absehbarer Zeit wird es einen Workshop geben, bei dem wir unser Projekt in Heidelberg vorstellen und Reaktionen sammeln möchten.

(Ungekürztes Interview unter www.heidelberg.de)

Ausstellung in der Mensa

Alle 33 Arbeiten sind bis 16. Februar im Café „Chez Pierre“ in der Zentralmensa, Im Neuenheimer Feld 304, ausgestellt (montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr). Simone Merkel führt am 4. und 11. Februar jeweils um 17 Uhr durch die Ausstellung. (rie)