Kultur

Ein eigenes Profil entwickelt

10 Jahre Kulturhaus Karlstorbahnhof – Ein STADBLATT-Gespräch mit Geschäftsführerin Ingrid Wolschin

Das Kulturhaus Karlstorbahnhof feiert sein zehnjähriges Bestehen. Konzertorganisation, Theaterverein, Medienforum und Eine-Welt-Zentrum haben das Heidelberger Sozio-
kulturelle Zentrum mit Veranstaltungen wie Enjoy Jazz, den Theatertagen, Cine Latino, den Afrika-Wochen oder der Bombay-Boogie-Night weit über die Grenzen Heidelbergs hinaus bekannt gemacht. Das STADTBLATT sprach mit der Geschäftsführerin Ingrid Wolschin.

Bild von Ingrid Wolschin
Ingrid Wolschin inmitten ihres Karlstorteams. (Foto: Rothe)

Sie haben den Karlstorbahnhof durch wechselvolle Zeiten geführt. Ist das Heidelberger Kulturhaus heute aus dem Gröbsten raus?

Ingrid Wolschin: Wir hatten nach den anfänglichen Problemen des Hauses eine Reorganisation durchgeführt, die gefruchtet hat. Die gesamte Organisationsstruktur wurde verändert und somit auf solidere Beine gestellt. Wir haben ein gutes und konsequentes Programm entwickelt und mit den Zuschauerzahlen die Kapazitätsgrenzen des Hauses erreicht. Die Defizite der Anfangsjahre wurden ausgeglichen, auch politisch haben wir den nötigen Rückhalt, das heißt: Der Gemeinderat und die Stadt Heidelberg haben sich eindeutig zu dem Haus und unserer Arbeit bekannt. Von daher kann ich die Frage guten Gewissens mit ‚Ja‘ beantworten. Natürlich agieren auch wir im Moment wie alle anderen auch in sehr engen wirtschaftlichen Grenzen.

Wie kann sich das Heidelberger Kulturhaus in der Metropolregion Rhein-Ne-
ckar behaupten?

Wolschin: Wir müssen uns nicht „neben“ anderen Häusern behaupten. Innerhalb der Metropolregion arbeiten wir sehr gut zusammen. Konzepte, die in die Region getragen werden, sind zum Großteil im Karlstorbahnhof entwickelt worden 
( Enjoy Jazz, delta connection). Wir haben schon vor Jahren (bevor „Metropolregion“ überhaupt ein Thema war) erkannt, dass wir über die Heidelberger Grenzen hinaus schauen müssen. Wenn man sein eigenes Profil entwickelt, belebt „Konkurrenz“ das Geschäft.

Zehn Jahre erfolgreiche Programmplanung mit Konzerten, Kino, Theater, Lesungen, Vorträgen und Diskussionen, wenn Sie zurück blicken, was waren die schönsten Momente?

Wolschin: Das ist für mich immer wieder die schwerste Frage. In diesem Beruf gibt es viele schöne Momente und Begegnungen. Spontan fällt mir das Konzert in der Heiliggeistkirche mit Abdullah Ibrahim ein. Ein hervorragender Künstler mit seinen besonderen Eigenarten: Zunächst wollte er das Konzert fast platzen lassen, weil er unbedingt ‚unverstärkt‘ spielen wollte – was allerdings in einer Kirche mit 1.000 Zuhörern nicht möglich ist. Es wurde dann ein Kompromiss gefunden. Dennoch: das ausverkaufte Konzert sollte beginnen, Abdullah kam nicht auf die Bühne, das Publikum wurde unruhig... 
Eine Rückfrage ergab, dass nahe der Bühne ein Grab war, das dem Künstler ‚bad vibrations‘ gab. Sie können sich vorstellen, wie erleichtert ich war, als er nach einigem guten Zureden doch auf die Bühne kam. Anschließend war es ein traumhaftes Konzert!

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich wünschen?

Wolschin: Eigentlich hat man doch immer drei Wünsche frei, oder? Wie war das mit der guten Fee...? Eine vernünftige Lüftungsanlage für den Saal, den Bau einer Empore, um auch bestuhlte Konzerte kostendeckender durchführen zu können und weiterhin ein zufriedenes Publikum.
(doh)