Thema der Woche

Umweltschutz: die Stadt als Vorbild

Stadtverwaltung legte den Umweltbericht 1999-2005 vor – Dokumentation der Umweltaktivitäten in Heidelberg

Im Oktober 2005 legte die Stadtverwaltung dem Gemeinderat den fünften Umweltbericht vor. Er umfasst die Jahre 1999 bis 2005 und dokumentiert die Umweltaktivitäten in Heidelberg in diesem Zeitraum. Teils ist die Stadt für diese allein verantwortlich, teils handelt es sich um Kooperationen mit Umweltschutzverbänden, Unternehmen oder anderen Partnern.

Solaranlage auf der Robert-Koch-Schule
Klimaschutz durch Solarstromanlagen, die die Stadtwerke über fox energreen finanzieren. Foto: HVV

„Wir haben in allen Bereichen der städtischen Umweltpolitik viel erreicht“, schreiben Oberbürgermeisterin Beate Weber und Bürgermeister Dr. Eckart Würzner im Vorwort der Kurzfassung des Berichts. Die folgende Zusammenfassung gibt gerafft wieder, was im Berichtszeitraum an Umweltmaßnahmen umgesetzt wurde.

Energiekonzeption

Die Stadt Heidelberg hat in den vergangenen Jahren bei ihren eigenen Gebäuden mit zahlreichen Energiesparmaßnahmen über 35 Prozent des CO2-Ausstoßes und Energieverbrauchs reduziert. Grundlage des Erfolgs: die Energiekonzeption der Stadt, 1992 erstellt und 2004 aktualisiert. Sie schreibt unter anderem eine ökologisch und ökonomisch optimierte Haustechnik vor, um den Energieverbrauch städtischer Immobilien zu senken. Beispiel: Über ein zentrales Energie-Controlling kann man den Wärmebedarf einer Schule oder die Lüftung einer Turnhalle individuell steuern. Das spart viel Energie.

Erneuerbare Energien

25 Prozent des Stroms, der in städtischen Einrichtungen verbraucht wird, stammt aus regenerativen Quellen. Das entspricht etwa dem Gesamtverbrauch aller öffentlichen Schulen und Kindertagesstätten in Heidelberg. April 2001 wurde mit den Stadtwerken ein entsprechender Vertrag über den Bezug von „Fox Energreen“ abgeschlossen. Den Aufpreis für den Ökostrom investieren die Stadtwerke in den Bau neuer Anlagen, die Strom aus regenerativen Quellen gewinnen. Unter anderem wurden damit schon neun Solaranlagen errichtet.

Förderung

Seit 1993 hat die Stadt Heidelberg 2,5 Millionen Euro Fördergelder für energiesparende Maßnahmen über das „Förderprogramm Rationelle Energieverwendung“ bereit gestellt. Damit werden Dämmmaßnahmen, Solaranlagen, Niedrigenergie- und Passivhäuser gefördert. Das ist gut fürs Klima und beschert dem lokalen Handwerk Aufträge. Im Berichtszeitraum wurden als herausragende Objekte die Biogasanlagen auf dem Spanferkelhof Pfisterer und im Stift Neuburg gefördert.

Grundwasser

Um die natürlichen Ressourcen zu schonen, wurde das seit 1996 bestehende Förderprogramm „Nachhaltiges Wassermanagement“ überarbeitet. Die Einführung getrennter Abwassergebühren Anfang 2004 bietet Anreize zur Bodenentsiegelung und schafft mehr Flächen, die die Versickerung von Regenwasser zulassen.

Patentierte Abwassertechnik

Eine Vorreiterrolle nimmt der Abwasserzweckverband (AZV) der Städte und Gemeinden Heidelberg, Neckargemünd, Eppelheim und Dossenheim bei der Klärschlammbehandlung ein. Ein neu entwickeltes Verfahren, als „Heidelberger Verfahren“ patentiert, beschleunigt und erhöht die Erzeugung von Bio-gas (das von den Stadtwerken Heidelberg weiterverwertet wird) und verringert die Klärschlammmenge, die entsorgt werden muss. Das führt zu einer deutlichen Senkung der Betriebskosten. Die Umwelt wird entlastet, weil weniger Klärschlamm entwässert und zur Entsorgung abtransportiert werden muss.

Nitratbelastung

Grundsätzlich liegen die Nitratbelastungen in den Wasserschutzgebieten in Heidelberg deutlich unter dem vorgeschriebenen Grenzwert. In Gebieten mit intensiver gärtnerischer und landwirtschaftlicher Nutzung kommt es allerdings noch zu hohen Nitratkonzentrationen. Doch ist über die vergangenen Jahre hinweg ein starker Rückgang zu beobachten, der auf eine grundwasserschonende Stickstoffdüngung durch die Gartenbaubetriebe zurückzuführen ist. Dies ist auch ein Verdienst des Nitratlabors, das mit Unterstützung der Stadtwerke und der Stadt Heidelberg Gärtner und Landwirte ganzjährig berät.

Naturschutz

Die Stadt begann 1998 mit der Umsetzung des „Artenschutzplans Heidelberg“. In fünf Schwerpunktgebieten, darunter der Philosophenweg und der ehemalige Steinbruch Rohrbach, werden bevorzugt Maßnahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt durchgeführt. Die Pflege von Biotopen übernehmen häufig Naturschutzverbände und Vereine.

Seit zwölf Jahren werden in Heidelberg naturnahe Flächen miteinander verbunden, um seltenen Tieren und Pflanzen die Ausbreitung zu ermöglichen. Dabei wird die Stadt von Landwirten unterstützt, die Ende 2003 mit rund 43,5 Hektar am Biotopvernetzungsprogramm beteiligt waren.

Immissionsschutz

Zwischen 1995 und 1999 sank in Heidelberg der Schwefeldioxidausstoß um 62 Prozent, der Stickoxidausstoß um gut 25 Prozent und der Kohlenmonoxidausstoß um knapp 30 Prozent. Verbesserte Motoren- und Abgastechnik bei Autos sind die Ursache. Steigende Fahrgastzahlen im Öffentlichen Personennahverkehr und die neue S-Bahn verringern ebenfalls den Schadstoffausstoß.

Abfall

Zwischen 1998 und 2003 sank die Summe der Siedlungsabfälle inklusive der Wertstoffe in Heidelberg von rund 82.000 auf knapp 74.000 Tonnen, und das bei steigenden Einwohnerzahlen.

Umwelterziehung

Dauerhafte Projekte, um Kindern und Jugendlichen umweltgerechtes Verhalten zu vermitteln sind: die E-Teams, die Sport-Umwelt-Teams, die Ökologische Forschungsstation, „natur aktiv“ auf der Marienhütte oder die Aktion „Ich laufe gern!“. Während die E-Teams schon seit 1994 bestehen, entstanden die drei anderen Projekte im Berichtszeitraum.

Kooperationen

Erfolgreicher Umweltschutz braucht Unterstützung aus der Bevölkerung, von Unternehmen, Vereinen. Daher kooperiert die Stadt auf vielen Ebenen: Im 2002 gegründeten Heidelberg-Kreis Klimaschutz und Energie entwickeln Vertreter/innen von Firmen, Verbänden und Kammern, die Universität und die US-Army zusammen Leitlinien für die lokale Klimaschutzpolitik. Sport-Umwelt-Teams funktionieren nur durch das persönliche Engagement jedes einzelnen Beteiligten. Den Aktionstag „Lebendiger Neckar“ gäbe es nicht, wenn nicht zahlreiche Vereine und Initiativen mitmachen würden.

Kooperationen zur Förderung des Umweltschutzes pflegt die Stadt auch auf regionaler Ebene. Sie ist beteiligt an der Energieeffizienzagentur Rhein-Neckar, Mitglied im Umweltkompetenzzentrum Rhein-Neckar und Mitgründerin der Klimaschutz- und Energieberatungsagentur Heidelberg-Nachbargemeinden (KliBA).

Und auch international setzt sich die Stadt für Umwelt- und Klimaschutz ein: Sie ist im Vorstand des europäischen Städtebündnisses der Energie-Cités vertreten und eine von 400 Kommunen im Internationalen Rat für Kommunale Umweltinitiativen (ICLEI).

Auszeichnung

Dass Heidelberg umweltfreundliche Stadtpolitik betreibt, hat man auch auf höherer Ebene bemerkt: Nach 1997 hat die Europäische Kommission Heidelberg 2003 schon zum zweiten Mal mit dem „European Sustainable City Award“ für die aktive Umsetzung nachhaltiger Stadtentwicklung ausgezeichnet.

Was noch zu tun ist

Der Umweltbericht listet für einzelne Bereiche auch auf, welche Ziele noch nicht erreicht wurden und welche Defizite noch zu beseitigen sind.

Umweltbericht
Den Umweltbericht mit Langversion auf CD-ROM gibt es für die Schutzgebühr von 5 Euro im Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie, Tel. 58-18150, E-Mail: Gerhard.Schmitt@heidelberg.de (neu)