Stadt & Leute
Mit 100 an der Spitze
Stadtbücherei feierte 100. Geburtstag mit Freunden, Förderern und Autoren
Sie ist 100. Und erstaunlich jung für ihr Alter. Am 23. April, exakt 100 Jahre nach ihrer Eröffnung, feierte die Stadtbücherei ihr rundes Jubiläum mit einem Tag der offenen Tür für Nutzer und Neugierige. Zwei Tage später gratulierten Politik und Literatur beim offiziellen Festakt. Einhelliges Resümee der Redner: „Es ist ein gutes Haus“.
Am 23. April 1906 öffnete die Heidelberger Volkslesehalle in der Seminarstraße 1 ihre Pforten. Das war die Geburtsstunde der heutigen Stadtbücherei, die seit 1966 ihr Domizil in der Poststraße hat und heute bundesweit einen Spitzenplatz unter vergleichbaren Einrichtungen einnimmt. Von knapp 21.000 auf 1,3 Millionen jährliche Entleihungen hat sich die Bücherei in den letzten hundert Jahren gesteigert. Rund 687.000 Besucherinnen und Besucher zog es im vergangenen Jahr in die Bibliothek, die sich mit ihrem starken Angebot auch an modernen, audiovisuellen Medien längst zu einer Mediathek weiterentwickelt hat.
Nicht ohne entsprechenden Erfolg, denn gerade auch junge Menschen nutzen die Stadtbücherei. So lobte Staatssekretär Georg Wacker beim offiziellen Festakt das Haus als „außerschulischen Lernort schlechthin“, der Standards gesetzt und in die Region hinausgestrahlt habe. Für den Landesverband Baden-Württemberg im Deutschen Bibliotheksverband dankte Wacker besonders Stadtbücherei-Direktorin Regine Wolf-Hauschild, die seit vielen Jahren „Impulsgeberin und Motor“ im Verband sei.
Oberbürgermeisterin Beate Weber würdigte die Stadtbücherei als „offenes Haus“, das bis heute Bildung unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten des Einzelnen ermögliche und damit zentrale bildungspolitische Bedeutung habe. Die Geschichte des Hauses sei auch eine Geschichte des Engagements der Bürgerinnen und Bürger, seinen Erfolg verdanke es seinen vielen Förderern, aber auch den engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Zum Geburtstag gratulierten mit Michael Buselmeier, Jörg Burkhard, Johann Lippet und Martin Grzimek auch einige prominente Heidelberger Autoren. Sie erinnerten höchst unterhaltsam an ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit der Stadtbücherei. Ihre Beiträge und die zahlreicher anderer Zeitzeugen erscheinen in Kürze in einer Jubiläumsschrift zum 100. Geburtstag. Außerdem werden gesondert die Texte der Kinder veröffentlicht, die sich in der Schreibwerkstatt beim Tag der offenen Tür als Nachwuchsschriftsteller versucht hatten. Eine Kostprobe gab’s von Caroline Schoisser beim Festakt.
Präsent in Wort und Bild war beim Jubiläum auch die kürzlich verstorbene Dichterin Hilde Domin, deren Schreibtisch – wie sie es testamentarisch verfügt hatte – jetzt in der Stadtbücherei steht.
Die Stadtbücherei feiert ihr Jubiläum weiter: Eine Lesung mit Christoph Hein steht am Freitag, 5. Mai, auf dem Programm. Übrigens: Nach wie vor ist ungeklärt, welcher anonyme Spender seinerzeit mit 30.000 Goldmark den Grundstein für die heutige Stadtbücherei gelegt hat. Das Geld war jedenfalls gut investiert. eu