Stimmen aus dem Gemeinderat
GAL
Kai Dondorf
20 Jahre Tschernobyl
Am 26.April 1986 fliegt das Restrisiko des AKW bei Tschernobyl in die Luft. Eine radioaktive Wolke wird freigesetzt und verstrahlt ganze Landstriche. Auch in Deutschland ist einige Tage später eine erhöhte Strahlung feststellbar. Es wird empfohlen, kein im Freien angebautes Gemüse oder Waldpilze zu essen. Die katastrophalen Folgen des Unfalls sind bis heute spürbar: Die Gegend um den Unglücksreaktor ist noch immer unbewohnbar, noch immer erkranken Menschen aufgrund des Unfalls an Krebs. Die aktuelle Debatte um die Anzahl der Todesopfer ist einfach nur zynisch. Ebenso zynisch sind all diejenigen, die immer noch an der Kernkraft festhalten wollen und das sogenannte Restrisiko mit den angeblich sichersten AKWs der Welt in Deutschland zu ignorieren versuchen. Dieses Risiko wird aber niemals null sein. Ebenso ungelöst ist die Frage der Müllentsorgung. Und ist es nicht vermessen und ein Musterbeispiel menschlicher Hybris, dass hochgiftiger Müll, tödlich über Jahrtausende, für gegenwärtige Bedürfnisse erzeugt wird? Auch der naive und arrogante Glaube der absoluten Beherrschbarkeit der Technik ist in Tschernobyl explodiert. Die Atomkraft ist ersetzbar, auch ohne dass es zu erhöhten CO2-Emmissionen kommt. Denn wer argumentiert, dass AKWs dem Klimaschutz dienten, der treibt den Teufel mit dem Beelzebub aus. Auch der Brennstoff Uran ist endlich. In circa 30 Jahren sind die bekannten Lager ausgebeutet. Es ist ökonomisch und ökologisch unsinnig, weitere Milliarden in mögliche neue Reaktortypen zu investieren. Die Zukunft gehört nicht den Technologien des vergangenen Jahrhunderts.
Die Lösung liegt in den drei „E“, nämlich der Energieeinsparung, der Energieeffizienz und den erneuerbaren Energien. Zwei AKWs könnten sofort abgeschaltet werden, würden Elektrogräte nicht im stromfressenden Stand-by-Modus laufen. Die Verbesserung der Effizienz schont Umwelt und Geldbeutel. Die erneurbaren Energien, im richtigen Mix aus Wind- und Wasserkraft, Biomasse, Sonne, Geothermie, können unseren Energiebedarf decken, allen Unkenrufen zum Trotze. Langfristig wird es dazu keine Alternative geben. Wenn wir schon heute beginnen, diesen Wechsel einzuleiten, wird unsere Ökonomie und die Ökologie davon profitieren.