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GAL

Susanne Bock

Das achtjährige Gymnasium darf so nicht bleiben!

Stadträtin Susanne Bock

Kinder und Jugendliche verbringen einen großen Teil ihres Tages in der Schule. Vor allem die Gymnasiasten – und in Heidelberg ist ihr Anteil besonders groß – finden sich seit der Einführung des achtjährigen Gymnasiums, des so genannten G8, de facto in Ganztagsschulen wieder. Allerdings ohne die entsprechenden räumlichen und pädagogischen Voraussetzungen! Schon letztes Jahr hatte unsere Landtagsabgeordnete Theresia Bauer zu einem Erfahrungsaustausch eingeladen und schon damals war klar: bei G8 muss dringend nachgebessert werden! Bei einer von Gesamtelternbeirat, GEW und Volkshochschule initiierten Veranstaltung in der letzten Woche zeigten fast 200 Eltern und Lehrer eindrucksvoll, dass sie nicht länger gewillt sind, weder den enormen Lerndruck, der besonders bei den Fünft- und Sechstklässlern zu spüren ist, noch die räumliche Enge und die fehlende Infrastruktur hinzunehmen. Auch im Land protestieren immer mehr Eltern, Lehrer und Schulleitungen mit Ausdauer gegen die Auswirkungen von G8. Theresia Bauer berichtet dazu aus dem Landtag: „Kultusminister Rau beginnt zurück zu rudern beim G8 und kündigt erste Korrekturen an. Anfangs hatte er noch alle Kritik als Wahlkampf-Kampagne der Opposition abgetan. Es wird höchste Zeit, dass die alarmierenden Rückmeldungen aus den Schulen bei der Landesregierung auf Gehör stoßen und ernst genommen werden. Denn das G8 in seiner jetzigen Form schreckt vom Gymnasium ab und treibt vielen Kindern die Freude am Lernen aus.“

Folgende Reformen müssen sofort in die Wege geleitet werden, damit sie nächstes Schuljahr greifen:

– Die zweite Fremdsprache soll erst im sechsten oder wahlweise siebten Schuljahr eingeführt werden.
– Der Unterrichtsstoff für die unteren Klassen muss verbindlich von veralteten Lerninhalten befreit werden.
– Die Vergleichsarbeiten müssen anonymisiert werden und dürfen nicht als Klassenarbeiten gewertet werden.

Ganztagsschulen – die wir für alle Schularten brauchen – benötigen aber noch viel mehr: ein pädagogisches Konzept und entsprechendes Personal. Denn eine gute Ganztagsschule verlängert nicht einfach den Unterricht in den Nachmittag hinein, sondern baut um, damit kreative Elemente, Bewegung und Entspannung besser gewichtet und über den Tag verteilt werden. Dazu gehören auch Aufenthaltsräume und Cafeteria oder Kantine. Umsonst ist das nicht zu haben. Ehrenamtliche „Jugendbegleiter“ können das nicht ausgleichen. Gute Ganztagsschulen brauchen mehr ernsthafte Unterstützung durch die Landesregierung!

Politik schmecken: Kartoffel ist nicht gleich Kartoffel. Biolandwirt Martin Hahn und Theresia Bauer bieten Kartoffeln zum Testen an und diskutieren über Gentechnik und Biolandbau, 6.3., 20 Uhr, Literaturcafe Stadtbücherei.