Stadt & Leute

Bohren im Heidelberger Loch

Seit kurzem bohren Geologen am Sportzentrum Nord bis zu 500 Meter tief in Heidelbergs Erde

Einen Blick in die Tiefe wagen seit 16. Februar Geologen am Sportzentrum Nord. 500 Meter tief wollen sie in Heidelbergs Erde bohren. Die Bohrung ist Teil eines Verbundvorhabens, das im nördlichen Oberrheingraben ein Klimaarchiv von europaweiter Bedeutung erschließen soll.

Bürgermeister Dr. Eckart Würzner (r.) gab den Startschuss für das Forschungsvorhaben am Sportzentrum Nord. (Foto: Rothe)
Bürgermeister Dr. Eckart Würzner (r.) gab den Startschuss für das Forschungsvorhaben am Sportzentrum Nord. (Foto: Rothe)

Die beteiligten Forscher wollen aus den gewonnenen Bohrkernen des so genannten „Heidelberger Beckens“ Informationen zur Klimaentwicklung in Mitteleuropa gewinnen. Durch die junge Absenkung des Oberrheingrabens wurden zahlreiche Signale eingefangen, die die Klimaentwicklung der letzten drei Millionen Jahre dokumentieren. Der Vergleich mit Schwesterbohrungen in Viernheim und Ludwigshafen wird die Forschungsergebnisse ergänzen. Der Blick in die junge geologische Vergangenheit soll auch Antworten auf die Frage geben, wie sich in Zukunft das Klima verändert.

Wärme aus der Tiefe?
Ganz andere Erkenntnisse aus der Bohrung erhoffen sich Stadt und Stadtwerke, wie Bürgermeister Dr. Eckart Würzner beim Startschuss der Bohrung erläuterte. Denn Heidelbergs Untergrund verbirgt einen klimafreundlichen Schatz, den es zu heben gilt: Der Rheingraben bei Heidelberg zeigt einige Merkmale, die auf nutzbare Erdwärme hinweisen. In über vier Kilometer Tiefe werden Wasserblasen, 120 bis 130 Grad heiß, vermutet. Diese könnten zur Stromerzeugung oder Beheizung genutzt werden. Stadt und Stadtwerke haben sich schon die Rechte am gesamten Heidelberger Untergrund gesichert, damit sie in Zukunft dieses Energiepotenzial nutzen können. „Das ist hier das geothermisch interessanteste Gebiet Deutschlands“, zeigte sich Dr. Würzner optimistisch.

Universität und Stadt haben maßgeblich zur Realisierung der Forschungsbohrung beigetragen. Das Projekt ist eine gemeinsame Initiative des Instituts für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben in Hannover, des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau im Regierungspräsidium Freiburg, des Hessischen Landesamts für Umwelt und Geologie (HLUG) und des Landesamts für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz. An der Auswertung werden sich maßgeblich auch geowissenschaftliche Institute der Universität Heidelberg beteiligen.

Gebohrt wird übrigens im so genannten „Heidelberger Loch“, einer relativ jungen Absenkung im Oberrheingraben. Bohrtechnisch stellt das Vorhaben eine Herausforderung dar, weil die Forscher vollständige und ungestörte Kerne der gesamten Bohrstrecke benötigen, was im Lockergestein des alten Rhein-Neckar-Systems nicht ganz einfach ist.

Nähere Infos hält eine kleine Posterausstellung bereit, die am Bohrloch hinter dem Sportzentrum Nord zu besichtigen ist. Mehr Infos unter www.gga-hannover.de/gr_projekt/heidelberg/index.htm (neu)