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Prof. Dr. Hans-Günther Sonntag

Das Wort vom/zum Sonntag oder „Viel Lärm um …“

Stadtrat Prof. Dr. Hans-Günther Sonntag

Der in der heidnischen Planetenwoche der Sonne geweihte siebte Tag der Woche wurde bereits im 2. Jahrhundert in den kirchlichen Kalender als „Tag des Herrn“ übernommen und später teilweise als „Sabbat“ bezeichnet. Der Charakter dieses Tages als „Ruhetag“ geht auf ein Gesetz Konstantins I. (321) zurück. In Deutschland ist der Sonntag als „Tag der Arbeit und seelischen Erhebung“ verfassungsrechtlich geschützt (Art. 140 GG), die arbeitsrechtlichen Vorschriften für diesen Tag sind in der Gewerbeordnung (§§ 105) geregelt. Somit stehen die Gegner des „verkaufsoffenen Sonntags“ rechtlich auf festen Füßen. Aber wie sieht es in der Realität aus? Wie viele Menschen müssen heute auch sonntags arbeiten, um unsere Sicherheit in den verschiedensten Bereichen (unter anderem Polizei, Wasser-, Energieversorgung) so wie die Krankenversorgung und vieles mehr zu gewährleisten und zudem der „nicht arbeitenden Bevölkerung“ ein angenehmes sonntägliches Ambiente (Gaststättengewerbe, Tourismusbranche) anzubieten. Jede gesetzliche Grundlage impliziert zahlreiche Ausnahmen und dies gilt selbstverständlich auch für die so genannte „Sonntagsruhe“.

Versucht man die lang andauernde Diskussion in Heidelberg um den „verkaufsoffenen Sonntag“ auf den Kern zurückzuführen, dann handelt es sich um die außerordentlich eingeschränkte Ausnahme an zwei von 52 Sonntagen (ausschließlich der sonstigen Feiertage) nachmittags für wenige Stunden eine Verkaufsöffnung der Geschäfte zu erlauben. Lohnt es sich wirklich, für solch eine Angelegenheit Aktivitäten zu entfalten, wie diese unter anderem zur Zeit von den Kirchen inszeniert werden? Haben wir wirklich keine wichtigeren Themen und Probleme, für deren Lösungsansätze wir auch von Seiten der Kirchen einen aktiveren Einsatz erwarten dürften. Gerade die Kirchen würden an Glaubwürdigkeit gewinnen, wenn sie am Vormittag des so genannten „verkaufsoffenen Sonntags“ den Heidelberger Bürgern und den Gästen ein attraktives Gottesdienstangebot unterbreiten und am Nachmittag mit ihnen gemeinsam das vielgestaltige kulturelle Angebot einschließlich geöffneter Geschäfte nutzen und genießen würden.