Stimmen aus dem Gemeinderat

SPD

Dr. Karin Werner-Jensen

Schutz der Kinder

Dr. Karin Werner-Jensen

Inzwischen täglich entnehmen wir unterschiedlichen Medien Berichte über Vernachlässigung und Misshandlungen von Kindern, manchmal mit Todesfolge. Leider ist kein Jugendamt davor sicher, bei der Fülle von Aufgaben und nicht ausreichender personeller Ausstattung auch Fehler zu machen – auch wenn es keinen einzigen Fehler geben dürfte. Der Schutz des Kindeswohls. Grundlagen, Entwicklungen und Perspektiven beschäftigten uns denn auch im Jugendhilfeausschuss am 25.1.2007. Das Erziehungsrecht der Eltern ist im Grundgesetz tief verankert. Eltern sind danach zu Förderung und Erziehung ihrer Kinder verpflichtet. Wenn sie dazu aber nicht in der Lage sind, greift die Jugendhilfe ein. Bei schwerwiegender Gefährdung wird den Eltern das Sorgerecht vom Familiengericht entzogen und auf einen Pfleger oder Vormund übertragen.

Um den Kinderschutz in HD weiter zu erhöhen, sind noch wirksamere Vernetzung und Weiterentwicklung bestehender und neuer Angebote nötig: Verstärkte Kooperationen von Jugendhilfe und Gesundheitswesen, (also von bereits bewährten Partnern vor Ort wie Beratungsstellen unterschiedlicher Träger, AWO, Caritas, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Kinderklinik der Universität Heidelberg, Gesundheitsamt usw.), Kooperationen zwischen Jugendhilfe und Schulen (die Grundschulen und weiterführenden Schulen brauchen direkte Ansprechpartner vor Ort), der Polizei (die gut funktionierende Zusammenarbeit wird bei weiterem Personalabbau kaum gewährleistet sein) und dem Familiengericht. Schwierig bleibt es, Kinder in Notlagen rechtzeitig zu erkennen. Das Modellprojekt der evangelischen Kirche Heidelberg, Familienberatung im Kindergarten, begonnen am Kindergarten in der Baden-Badener-Str. in Rohrbach ist ein Beispiel dafür, dass Beratung direkt zu den Menschen kommt: Der Kindergarten als kleines Familienzentrum lässt nach außen keine Hilfsbedürftigkeit erkennen, die Wege für Kinder und Eltern sind kurz, und gleichzeitige Kinderbetreuung möglich.

Dass auch Heidelberg keine Insel der Seligen ist beweisen die 125 Meldungen bei der Stadt HD im Jahr 2006. Bei 52 jungen Menschen (42 %) bestätigten sich die Gefährdungen – die Vorlage sagt nichts darüber aus, ob alle anderen Hinweise völlig unberechtigt waren. Sicher ist, dass es auch in Heidelberg wesentlich mehr Kinder in Notlagen gibt als angezeigt werden. Ich möchte Verwandten, Freunden und Nachbarn Mut machen, in begründeten Fällen Anzeige zu erstatten, nicht um den Eltern zu schaden, sondern um sie und ihre Kinder zu unterstützen. Denn es gibt viele Eltern, die aus gesundheitlichen (Alkohol, Drogenmissbrauch, psychischen Erkrankungen) und anderen Gründen der Überforderung einfach nicht mehr, oder im Augenblick nicht, in der Lage sind, ihre Kinder zu versorgen und liebevoll zu pflegen. Dafür gibt es Hilfe, z.B. beim Kinderschutzzentrum (Telefon 06221 73921) und Jugendamt. Nach einiger Zeit und Anleitung der Eltern durch Fachleute können die meisten Kinder übrigens später wieder nach Hause zurückkehren. 

 Informationen von und über die SPD-Fraktion auf unserer Homepage: www.spd-fraktion-heidelberg.de