Kultur

Wahnmaschinen

„Beeinflussungsapparate“ in der Sammlung Prinzhorn

Wer kennt nicht das Gefühl, fremdbestimmt zu sein, beobachtet und kontrolliert von anderen, von Fernsehen, Werbung, Internet und Mobilfunk etwa? Der Schritt scheint klein zum Glauben an jene Beeinflussungsapparate, die zuweilen in den Wahnwelten von psychisch Kranken auftauchen.

Eine Ansicht des

Im Zentrum der aktuellen Ausstellung in der Sammlung Prinzhorn, Voßstraße 2, steht ein fast Raum sprengender „Luft-Webstuhl“ („Air Loom“). Der Londoner Künstler Rod Dickinson hat ihn 2002 nach Zeichnungen und Beschreibungen von James Tilly Matthews (um 1770-1815) gebaut, einem Patienten der Londoner Anstalt Bethlem. Die von einer üblen Bande bediente Maschine soll mit Hilfe eines stinkenden Luftstroms das Denken vieler Menschen kontrolliert haben.

Konstruiert werden Wahnmaschinen aus Gefühlen der Ohnmacht. War einst der Teufel verantwortlich, wurden es mit der Aufklärung die neu entwickelten undurchschaubaren Technologien. Aus der Sammlung Prinzhorn fühlten sich Jakob Mohr, Hugo Rennert, L. Heintzen und Friedrich Fent von Lichtwellen der Röntgenapparate beschossen. Josef Schneller klagte über einen Dynamo in der Klinik, der ihn „gewissen Damen“ ausliefere, die sich an ihm befriedigten.

Neben Rod Dickinson stellt künstlerisch Zoe Beloff (New York) den Bezug zu unserer Zeit her mit ihrer interaktiven Installation „The influencing machine of Natalija A.“ (2001). Beide Werke lösen das Beeinflussungs-Erleben aus der pathologischen Sphäre, nehmen es als gesellschaftliches ernst und bearbeiten es mit ästhetischen Mitteln.

Die Ausstellung „Der Luft-Webstuhl und andere gefährliche Beeinflussungsapparate“ ist bis zum 15. April 2007 zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr, Mittwoch 11 bis 20 Uhr, Führungen: mittwochs 18 Uhr und sonntags 14 Uhr.  (rie)