Kultur

Keine Urbanität ohne Theater

Hansgünther Heyme im Gespräch mit Michael Buselmeier

Hansgünther Heyme, nach einer 50-jährigen glanzvollen Theaterkarriere seit Frühjahr 2004 Intendant des Ludwigshafener Theaters im Pfalzbau, war im November Michael Buselmeiers Gesprächgast in der Reihe „Erlebte Geschichte – erzählt“.

Hansgünther Heyme (Foto: Roth)
Hansgünther Heyme (Foto: Roth)

Heyme verfügt in Ludwigshafen über kein festes Ensemble, hat ein zu großes renovierungsbedürftiges Haus und arbeitet mit einem Jahresetat von 1,5 Millionen Euro, rund einem Drittel dessen, was ihm einst für sechs Wochen Ruhrfestspiele zur Verfügung stand. „Meine Reaktion, als ich höre, Heyme kommt zurück: Muss der sich das antun nach so einer Laufbahn?“ so Buselmeier.

„Hier versuche ich im Moment etwas zu machen, das besser ist als bisher“, begründet Heyme seine Entscheidung, im Alter von siebzig Jahren diesen Neubeginn zu wagen. „Immer da, wo gerade Theater geschlossen werden, da will ich hin.“ Denn: „Eine Urbanität ohne Theater ist keine solche.“ Heyme entwickelte in Ludwigshafen die internationalen Festspiele, die in diesem Jahr erstmals stattfanden, mit Unterstützung der Stadt, des Landes und der BASF.

Buselmeier und Heyme lassen die Wirkungsstätten eines halben Jahrhunderts, die Autoren, die Stücke, die Regisseure und Schauspieler in einem Tempo Revue passieren, das dem Nicht-Theaterprofi ein wenig schwindlig wird: Regieassistent bei Piscator, von 1963 bis 1968 Oberspielleiter in Wiesbaden mit den wohl spektakulärsten Arbeiten „Marat/de Sade“ von Peter Weiss und einem „Wilhelm Tell“ – Aufführungen, mit denen er zu einem Begründer des neuen Regietheaters avancierte, die ihm aber auch aufgestochene Reifen einbrachten. Elf Jahre lang leitete er das Schauspiel Köln. In diese Zeit fällt die Zusammenarbeit mit Wolfgang Schadewaldt. Es folgten Stationen in Stuttgart, Essen und Bremen. Von 1990 bis 2003 leitete Heyme die Ruhrfestspiele Recklinghausen, die er zum „Europäischen Festival“ umgestaltete. Daneben Gastregien in aller Welt sowie Arbeiten für Film und Fernsehen.

Und was verbindet Heyme mit Heidelberg? Zur Schule gegangen ist der 1935 in Bad Mergentheim Geborene im Helmholtz-Gymnasium und im Englischen Institut. Hier fand er den Weg zum Theater. Heyme war Assistent bei den Schlossfestspielen, ist Mitbegründer des Filmfestivals Mannheim-Heidelberg und war ab 1958 als Regisseur und Schauspieler an der Städtischen Bühne tätig.
(rie)