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Innovatives Heizsystem fürs Theater

Die geschickte Kombination von Erdwärme, Abwärmenutzung und Fernwärme schont das Klima

Das Heidelberger Theater setzt in Sachen Klimaschutz deutschlandweit Zeichen: Als erstes Theater wird es künftig mit einem innovativen Heizsystem arbeiten, das Erdwärme, Abwärmenutzung und Fernwärme kombiniert.

Auf der Theater-Baustelle informierten sich Erster Bürgermeister Bernd Stadel, Architekt Felix Waechter und Vertreter des Großspenders HeidelbergCement über den Stand der Arbeiten.
Auf der Theater-Baustelle informierten sich Erster Bürgermeister Bernd Stadel, Architekt Felix Waechter und Vertreter des Großspenders HeidelbergCement über den Stand der Arbeiten. Baustoffe von Heidelberg Cement werden bei der Geothermiebohrung und beim anschließenden Hochbau eingesetzt. (Foto: Rothe)

Am 8. Februar begannen die Bohrungsarbeiten für die Erdwärmesonden. Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner: „Wir wollen mit dem neuen Theater nicht nur in kultureller Hinsicht Zeichen setzen. Auch in Sachen Umweltfreundlichkeit soll das sanierte und erweiterte Haus Maßstäbe setzen. Die Kombination von Erdwärme, Abwärmenutzung und Fernwärme leistet dabei einen substanziellen Beitrag zum Klimaschutz, weil der Ausstoß von Kohlendioxid erheblich reduziert wird.“

Probebohrungen bestätigen es: Der Standort des Theaters ist von der geologischen Beschaffenheit und der Wärmeleitfähigkeit her bestens geeignet für den Einsatz oberflächennaher Geothermie. Unter dem Theater liegt zunächst eine zehn Meter tiefe Schicht von Lockersedimenten über einer 90 Meter tiefen Schicht von Buntsandstein. Aufgrund der Ergebnisse der vorbereitenden Untersuchungen und der Probebohrung hat das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau eine positive Stellungnahme abgegeben. Das Umweltamt der Stadt hat die erforderliche wasserrechtliche Erlaubnis erteilt. Grünes Licht für den Einsatz von Geothermie gab auch die Lenkungsgruppe zur Theatersanierung, in der die Stadtspitze, die Kämmerei, das Theater, das Bürgerkomitee zur Rettung des Heidelberger Theaters und die Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz vertreten sind.

Doch wie funktioniert Geothermie, die Wärme aus dem Boden? Zunächst wird – unter Aufsicht eines Experten – eine Probebohrung auf 165 Meter Tiefe vorgenommen. Zusätzlich zur bereits aus der ersten Probebohrung vorhandenen Erdwärmesonde mit einer Tiefe von 100 Metern sind neun weitere Sonden mit jeweils 165 Metern geplant. Die Bohrungen dauern rund sechs Wochen.

Die entzogene Erdwärme wird mit Hilfe einer Wärmepumpe auf eine Nutzwärmetemperatur von zirka 37 Grad Celsius angehoben und in das Niedertemperaturnetz eingespeist. Diese Wärme wird in der Fußbodenheizung und in den Lüftungsanlagen eingesetzt.

Wärmen im Winter...

Die Abwärme der Beleuchtung aus dem Bühnenturm und den Technikräumen wird über Wärmetauscher „eingefangen“ und ebenfalls dem Niedertemperatur-Heiznetz zur Verfügung gestellt. An kalten Tagen liefert zusätzlich die Fernwärme, die in klimaschonender Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt wird, den Spitzenbedarf für die Heizung.

... Kühlen im Sommer

Mit denselben Geothermiesonden können im Sommer die Räume gekühlt werden – ohne Kältemaschine und mit geringem Stromverbrauch. Erst bei hohem Kältebedarf an heißen Tagen und während der Theatervorstellungen muss die Wärmepumpe, die im Sommer als Kältemaschine arbeitet, zugeschaltet werden.

Ein weiterer Mosaikstein des Energiekonzeptes liegt im saisonal unterschiedlichen Betrieb: Im Kühlbetrieb im Sommer wird dem Boden Wärme zugeführt, die dann im Winter wieder der Wärmepumpe zum Heizen zur Verfügung steht. Diese geschickte Kombination aus Geothermie, Wärmerückgewinnung und Fernwärme ist ein innovativer Beitrag zum Klimaschutz und wird im Heidelberger Theater erstmalig zur Anwendung kommen.

Die Abwärme speziell der Bühnenbeleuchtung wird bei anderen Theatern üblicherweise ins Freie geführt und ist somit verloren. Im neuen Heidelberger Theater wird diese Abwärme genutzt. Das ist deutschlandweit einzigartig und ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz: 100 Tonnen Kohlendioxid werden dadurch jährlich einge-spart. Das entspricht den jährlichen Kohlendioxid-Emissionen für die Beheizung von 22 Einfamilienhäusern.

Die Investitionskosten der Anlage von 605.000 Euro bei einer jährlichen Energiekosteneinsparung von 44.000 Euro amortisieren sich nach 14 Jahren.

Geothermie

Die Geothermie gehört zu den am stärksten eingesetzten erneuerbaren Energieträgern: Rund 170.000 Erdwärmepumpen erzeugen mittlerweile in Deutschland umweltfreundlich Energie; jährlich kommen rund 30.000 weitere hinzu. In der Schweiz werden bereits 30 Prozent der Haushalte mit Erdwärme versorgt.

Baustoffe von HeidelbergCement

Für die Nutzung der Geothermie bei der Theatersanierung liefert HeidelbergCement den Spezialbaustoff Thermocem. Thermocem ist ein Fertigbaustoff mit besonders hoher Wärmeleitfähigkeit, der nach dem Einbau der Sonden in den verbleibenden Ringraum des Bohrloches eingebracht wird. Die sichere Einbettung der Sondenrohre mit Thermocem garantiert die Anbindung an das Erdreich und somit einen optimalen Wärmetransport an die Oberfläche.

Mehr unter www.heidelberg.de/theatersanierung. ( eu)