Stadt & Leute

„Ein Haus der Weisheit“

Richtfest für den Erweiterungsbau der Hochschule für Jüdische Studien –„Zeichen für lebendiges jüdisches Leben“

Die Erweiterung der Hochschule für Jüdische Studien (HfJS) nimmt Gestalt an: Knapp neun Monate nach der Grundsteinlegung wurde das Richtfest für den sechs Millionen Euro teuren Neubau in der Altstadt gefeiert.

Halbzeit auf der Baustelle in der Landfriedstraße: Die Hochschule für Jüdische Studien feierte Richtfest für das neue Haus, das sie am 1. Oktober beziehen will. (Foto: Rothe)
Halbzeit auf der Baustelle in der Landfriedstraße: Die Hochschule für Jüdische Studien feierte Richtfest für das neue Haus, das sie am 1. Oktober beziehen will. (Foto: Rothe)

Der Neubau in der Landfriedstraße grenzt an ein ehemaliges Bankhaus von 1902, das schon seit 1992 von der Hochschule genutzt wird. Nach seiner Fertigstellung im kommenden Herbst wird er die Bibliothek, Dozentenzimmer, Hörsäle, die Verwaltung, drei Wohnungen für Gastdozenten und auch die koschere Mensa aufnehmen. Erstmals in der 30-jährigen Geschichte der HfJS sind dann alle Funktionen an einem Standort konzentriert. Bislang ist die Hochschule auf vier Adressen in der Altstadt verstreut.

Auch das Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland, das 1987 gegründet wurde und heute in der Bienenstraße angesiedelt ist, wird in die Landfriedstraße umziehen. „Die Hochschule kann sich durch den Neubau von derzeit 1.900 auf 2.900 Quadratmeter erweitern“, so Verwaltungsleiter Michael Göckel. Die Bibliothek mit ihren rund 50.000 Bänden „wird ihre Fläche verdoppeln und einen Computer- und Medienraum bekommen.“

Architekt des dreigeschossigen Neubaus mit einer Fläche von 1.800 Quadratmetern ist Hansjörg Maier, der unter anderem das Art-Hotel in der Grabengasse geplant hat. Herzstück des Entwurfs ist das helle Foyer mit seiner Glasfassade: Sie erlaubt den Blick auf den Gewölbekeller aus dem 17. Jahrhundert, der einst als Tribünenhaus für Turniere zur Schlossanlage gehörte. Im historischen Gemäuer wird künftig die Mensa untergebracht sein. Beim Richtfest würdigte Bürgermeister Dr. Joachim Gerner das Haus als „transparent und in einer schlichten, klaren Formensprache“. Es passe gut in die Altstadt und sei „ein weiteres, weithin sichtbares Zeichen für lebendiges jüdisches Leben“ in Heidelberg, ein „Ort des Wissens, der Begegnung und des Austausches.“

„Das neue Haus soll ein Haus der Weisheit sein, das in die jüdische Gemeinschaft hinein wirkt und auch in diese Gesellschaft ausstrahlt“, so Prorektor Johannes Heil. Er leitet die Hochschule, seit Rektor Alfred Bodenheimer im August sein Amt aufgab. Beim Richtfest wurde im Gewölbe der künftigen Mensa die zweite von acht Kerzen am Chanukka-Leuchter angezündet: Die Juden gedenken damit der Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem nach dem erfolgreichen Aufstand der Makkabäer gegen die Seleukiden im Jahre 164 vor Christus. (the)