Kultur

Martinotto - die Zeit in Heidelberg

Ausstellung und Katalog erinnern an den Heidelberger Künstler Martinotto

Dem Maler Martinotto ist die neue Ausstellung des Kulturamtes gewidmet. Die Präsentation im Forum für Kunst erinnert an Martinottos Jahre in Heidelberg und an den Kreis seiner Freunde.

Martinotto mit dem Pinsel in der Hand beim Malen.
Martinotto in seinem Atelier (ca. 1960). Repro: Kehrer Verlag

„Hier wird der Faden der letzten Ausstellung „Im Kreis der Freunde und das Castrum Peregrini“ wieder aufgenommen“, erläuterte Kulturamtsleiter Hans-Martin Mumm bei der Eröffnung. Friedrich Martin Otto Kotzenberg, 1909 in Dankersen bei Minden geboren, geriet schon während seiner Schulzeit in den Bann der Dichtung des George-Kreises.

Eine besondere Beziehung hatte er zu Percy Gothein, dem Heidelberger Professorensohn. Sein erstes Universitätsjahr verbrachte Martinotto 1928/29 in Heidelberg und studierte bei Friedrich Gundolf und Ernst Robert Curtius Literatur und bei Karl Hampe Geschichte. An die Bildende Kunst geriet er erst 1933 bis 1937 an der Düsseldorfer Kunstakademie. Nach Kriegseinsatz in der Sowjetunion und Italien kam Martinotto 1953 nach Heidelberg, wo er zeitweilig an der Elisabeth-von-Thadden-Schule Kunstunterricht gab. Sein erstes Atelier hatte er in der Altstadt im Haus von Helga und Walter Bräutigam. „In Heidelberg waren wir ein Kreis von jungen und einigen älteren Männern, die den Krieg überlebt hatten und in den Abendstunden miteinander Gedichte von Stefan George lasen und besprachen“, zitierte Dr. Susanne Himmelheber (Konzeption der Ausstellung) Walter Bräutigams Beitrag im Ausstellungskatalog. Der Künstlerkreis war nach dem Nationalsozialismus auf der Suche nach verbindlichen Werten, neuen Zielen und künstlerischen Herausforderungen.

Gegen Ende der 50er Jahre verlegte Martinotto sein Domizil in die Bergheimer Straße 32. Als weiterer Wohnsitz kam sein Almhaus in Oviga, Tessin, hinzu. Von 1963 bis 1973 hatte er Wohnung und Atelier im Bachlenz. Handschuhsheim entwickelte sich neben der Altstadt zu einem kulturellen Mittelpunkt, wo sich im Kreis um Silvio Siermann, Marie Marcks, Karin Bruns, Willibald Kramm, Harry Mac Lean, Brigitte Heiliger-Kramm (um nur einige zu nennen) eine künstlerische Szene entwickelte.

Martinotto starb nach schwerer Krankheit 1973 in Bonn. Die Ausstellung „Martinotto. Die Zeit in Heidelberg und in Oviga“ knüpft an die Ausstellungen an, die er ab 1964 in Heidelberg hatte: im Kunstverein, bei Grisebach und im Schlösschen. Sie zeigt ihn als Maler, der sich unter dem Einsatz aufwändiger Techniken eine eigene Bilderwelt schuf, die sich zwischen der Moderne, dem Reich der Mythen und seiner unmittelbaren Umgebung bewegte.

Bis zum 12. Februar ist die Ausstellung Dienstag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr und donnerstags von 14 bis 22 Uhr im Forum für Kunst, Heiliggeiststraße 21, zu sehen. Der Eintritt ist frei. Der gleichnamige Katalog, erschienen beim Kehrer-Verlag, wird in der Ausstellung zum Preis von 28 Euro (im Buchhandel 36 Euro) angeboten. doh