Kultur

Beseelt von der Romantik

Dr. Peter Staengle zu Gast in der Reihe „Erlebte Geschichte – erzählt“

Im Rahmen der 11. Heidelberger Literaturtage sprach Michael Buselmeier in der Reihe „Erlebte Geschichte – erzählt“ mit Dr. Peter Staengle. Die beiden verbindet nicht nur ein Germanistik-Studium an der Uni Heidelberg, sondern auch ein besonderes Interesse an der Heidelberger Romantik.

Peter Staengle (l.) (Foto: Welker)
Peter Staengle (l.) (Foto: Welker)

So haben die beiden „Germanisten“ zum 200. Geburtstag der Liedersammlung „Des Knaben Wunderhorn“ zwei handliche Büchlein fertiggestellt: Michael Buselmeier veröffentlichte eine Anthologie zur Romantik mit brandneuen Texten zum Mythos Heidelberg, zur Romantik allgemein und insbesondere zu ihrer Heidelberger Spielart. Der Titel lautet „Der Knabe singts im Wunderhorn“, an der die Autoren Ulla Hahn, Hans Magnus Enzensberger, Martin Grzimek, Hans Till und viele andere beteiligt sind.

Peter Staengle hat sich der Originalliedersammlung „Des Knaben Wunderhorn“ gewidmet, um zu schauen, was heute von der historischen Sammlung aktuell und lesenswert ist. Auf den Einwand von Michael Buselmeier, ob die Idee der Romantik überhaupt noch reanimierbar sei, antwortete Peter Staengle: „Wenn irgendetwas bleibt, dann die poetische Qualität der Texte.“

Schließlich wandte man sich doch noch der Vita des Gastes zu. Der Literaturwissenschaftler, Übersetzer und Herausgeber wurde 1953 in Heidenheim geboren. Aufgewachsen ist er bei seiner Großmutter, die „mit schmachtendem Busen immer Schillersche Balladen vorgetragen hat.“ Großen Anteil an seiner Lesefreude schreibt er ansonsten der „grenzenlosen Langeweile auf dem platten Land“ zu.

Zum Studium kam er nach Heidelberg, belegte zunächst Jura, später Philosophie, bevor er seine Bestimmung bei der Germanistik fand. Hier konnten die beiden „Ehemaligen“ Erfahrungen austauschen, zum Beispiel über die Romantikvorlesungen von Professor Henkel, für den „Romantik etwas Modernes, Unruhiges, am Fortschritt Zweifelndes“ war, so erinnert sich Michael Buselmeier. Staengle hingegen erkannte an Henkel „dieselben Denkmotive wie bei der kritischen Theorie Adornos.“

1986 promovierte Staengle über Achim von Arnim. Nach einem Volontariat bei der Rhein-Neckar-Zeitung arbeitete er als freier Publizist und Herausgeber. Derzeit arbeitet er am Lehrstuhl für Neuere Germanistik der Universität Mannheim. 1994 hat er gemeinsam mit Roland Reuß und Wolfram Goddeck in Heidelberg das Institut für Textkritik ins Leben gerufen, das derzeit an der historisch-kritischen Edition der Werke von Franz Kafka und Heinrich von Kleist arbeitet. (doh)