Stadt & Leute
„Mit allen und für alle“
Stadt Heidelberg intensiviert den interkulturellen Dialog – Auftaktveranstaltung für das Interkulturelle Gesamtkonzept im Prinz Carl
Heidelberg verstärkt seine Bemühungen um die Integration von ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Bei der Auftaktveranstaltung „Interkulturelles Gesamtkonzept für Heidelberg“ am 10. Mai im Prinz Carl warb Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner für eine Intensivierung des Austauschs mit den in Heidelberg lebenden Menschen anderer Nationen und für die Entwicklung eines „Interkulturellen Gesamtkonzeptes“.
Rund 21.000 ausländische Bürger/innen leben zurzeit in Heidelberg. Das entspricht etwa 15 Prozent der Bevölkerung, Tendenz steigend. OB Würzner: „Es ist deshalb unabdingbar, dass wir (...) Integration intensiver als bisher angehen. Als Universitäts-, Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort hat Heidelberg hier eine besondere Verpflichtung. Integration ist längst zur Zukunftsfrage geworden. Sie ist bedeutend für den sozialen Zusammenhalt in den Kommunen, aber auch ein zunehmend wichtiger Wirtschaftsfaktor.“ Ziel des Oberbürgermeisters ist es, ein Interkulturelles Gesamtkonzept zu entwickeln, das gemeinsam mit vielen Netzwerkpartnern aus Politik, Verwaltung, Zuwanderungsgruppen, Kirchen, Wohlfahrtsverbänden, Bildungseinrichtungen und weiteren Initiativen erarbeitet werden soll.
Besondere Bedeutung, so Würzner, habe dabei die Herstellung von Chancengleichheit. Dem Bildungs- und Ausbildungssystem komme dabei eine zentrale Aufgabe zu. OB Würzner: „Durch Bildungserfolge werden qualifizierte berufliche Ausbildungswege eröffnet, die jungen Menschen mit Migrationshintergrund Selbstwertgefühl und eine Zukunftsperspektive geben.“ Besonderes Augenmerk verdiene auch die Stadtteil- und Quartiersentwicklung, deren Aufgabe es sei, für Begegnungsmöglichkeiten von Einheimischen und Zuwanderern zu sorgen.
Die Stadt hat bereits einige strukturelle Verbesserungen auf den Weg gebracht. So liegt der Arbeitsschwerpunkt des neu eingerichteten Dezernats „Integration, Chancengleichheit und Bürgerdienste“ in der Integration von Migrantinnen und Migranten sowie Langzeitarbeitslosen. Beim Bürgeramt, das künftig dem Dezernat zugeordnet ist, wird eine neue Stabsstelle für Migration die bisherigen Integrationsleistungen verstärken sowie den Integrationsprozess organisieren und vernetzen. Ansprechpartnerin innerhalb der Stabsstelle ist Carola de Wit, als Migrationsbeauftragte städtische „Steuerfrau“ auf dem Weg zum Interkulturellen Gesamtkonzept.
Memet Kiliç, Vorsitzender des Bundesausländerbeirates und Heidelberger Stadtrat, begrüßte das Konzept: „Wir haben in Heidelberg die besten Voraussetzungen, Modellstadt für die Integration zu werden.“ Für Pfarrer Dr. Steffen Bauer von der Evangelischen Kirche ist Integration „eine der Schlüsselaufgaben der kommenden Jahre“. Daher sei der Zuschnitt des neuen Dezernats zu begrüßen. Dr. Susanne Klöpping vom Akademischen Auslandsamt der Universität Heidelberg erinnerte daran, dass es schon zur Gründungszeit der ältesten Universitäten eine „Migration der Scholaren“ gab.
Ingrid Thumm legt als „Global Mobility Manager“ der SAP AG, bei der jeder vierte Mitarbeiter keinen deutschen Pass hat, besonderen Wert auf rasche und reibungslose Abwicklung der mit Migration verbundenen bürokratischen Verfahren. Für Yeo-Kyu Kang, Vorsitzende des Ausländerrates/Migrationsrates der Stadt Heidelberg, ist die Schaffung des Dezernats „Integration, Chancengleichheit und Bürgerdienste“ ein „erster Schritt in die richtige Richtung“, die Auftaktveranstaltung „ein gutes Signal“. Sie erinnert daran, dass auch die aufnehmende Gesellschaft sich durch die Zuwanderung verändern müsse: „Integration ist keine Einbahnstraße.“ Der Veranstaltungstitel „Mit allen und für alle“ habe ihr deshalb sehr gefallen, betonte Kang. (eu/rie)