Kultur

Irritierende Leerstellen

Der Kunstverein zeigt Medienbilder und Malerei von Niels Bonde

Katastrophen, Unfälle und andere unglückliche Ereignisse flimmern täglich über den Bildschirm und sind Gegenstand der Bildberichterstattung in der Presse. Der dänische Künstler Niels Bonde arbeitet mit diesen Bildern und untersucht Sehgewohnheiten.

Niels Bonde vor seinen Werken im Heidelberger Kunstverein
Niels Bonde im Heidelberger Kunstverein Foto: Rothe

Niels Bonde arbeitet mit starker Vergrößerung. Die Pressefotos werden grob gerastert auf Leinwand gedruckt. Bei diesen Abbildern entfernt Bonde den eigentlichen Bildgegenstand. An seine Stelle treten verschwommene, mit Öl gemalte Farbflächen. Zurück bleibt der Tatort oder die Silhouette eines Menschen, dessen Umrisse auf das Ereignis hindeuten und das tatsächlich Geschehene nur erahnen lassen.

Für seine Videoarbeiten verwendet Bonde Ausschnitte von Beiträgen der ABC und BBC. Auch hier schneidet er die Bildinhalte heraus, füllt aber die Leerstellen mit Filmaufnahmen aus seiner skandinavischen Heimat. So entstehen zwei Ebenen, die camouflageartig ineinander übergehen und einander überlagern. „Der Künstler nutzt seine ureigene Fähigkeit des Gestaltens dazu, die Betrachter zu einem anderen, langsameren Sehen zu zwingen“, sagt der Kunstvereinsleiter Johan Holten und: „Die Sehgewohnheiten werden herausgefordert und wir hinterfragen das Bild, das wir uns im Zeitalter digitaler Bildbearbeitungsprogramme von der Welt machen. Was kann Kunst eigentlich mehr leisten?“

Der Kunstvereinsleiter bietet am Freitag, 18. Mai, um 18 Uhr eine Führung durch die aktuellen Ausstellungen des Heidelberger Kunstvereins an: Niels Bonde (bis 17. Juni), Liane Lang (bis 17. Juni) und Atelier Morales (bis 1. Juli).

Der Heidelberger Kunstverein, Hauptstraße 97, ist Dienstag bis Freitag von 12 bis 19 Uhr und Samstag und Sonntag von 11 bis 19 Uhr geöffnet.  (doh)