Stadt & Leute
Über die Kunst zum Selbstbewusstsein
„Artspace“: Förder- und Hauptschüler präsentierten ihre Werke
Die Frage, was Kunst könne und können müsse, erhielt auf der Abschlusspräsentation des diesjährigen Artspace-Camps eine neue und erfrischende Antwort.
Kunst kann viel, und viele können Kunst: die Jugendlichen einer 7. und 8. Klasse der Internationalen Gesamtschule und einer 7. und 9. Klasse der Heiligenbergschule stellten als Ergebnis eines einwöchigen Workshops einen Reigen von Werken vor, der beeindruckte: Von Skulptur über Musik, Theater und Tanz schufen sie Neues, und erschufen nicht zuletzt sich selbst neu. Dass es sich dabei durchweg um Haupt- und Förderschüler, also die sogenannten bildungsfernen Schichten handelte, schien auf einmal keine Rolle mehr zu spielen.
Genau das ist es, was Artspace bezweckt: „Selbstbewusstsein durch Kultur“, so Gerd Schaufelberger, Vorstand des Veranstalters „Jugendagentur Heidelberg“, „ist es, was wir vermitteln.“ Kann Kultur so etwas? „Erlebnisse wie das Schaffen von Kunst bleiben haften: Man hat etwas geschafft, hat ein Gemeinschaftsgefühl und nicht zuletzt erhält man bei der Präsentation eine Menge Aufmerksamkeit.“ Ganz zu schweigen von den Effekten des kreativen Prozesses selbst, wie die Verwandlung aggressiver Impulse in der Arbeit.
„Rammstein“ heißt die Skulptur der 13-jährigen Sandra Frei, die sie bei der Präsentation auf dem Gelände des Beschäftigungsunternehmens „Die Werkstatt“ nicht aus den Augen lässt. Mit verschiedenen Materialien wie Beton, Draht und alten CDs fing sie die Atmosphäre ihrer Lieblingsmusik ein und ist sichtlich stolz auf ihr Werk. Im Festzelt bieten Gastschüler aus Heidelbergs Partnerstadt Simferopol derweil eine Mischung aus Oper und Bauchtanz mit einer Professionalität dar, die das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinreißt.
Kaum weniger professionell präsentieren sich die Einheimischen: das Hip Hop-Video „Meine Träume“, das sie zusammen mit Frank Schaut, Lehrer an der Heiligenbergschule, produziert hatten, versetzte nicht nur Eltern und Verwandte in euphorische Zustände. „Wir hatte nicht einmal eine Woche, um das Ganze auf die Beine zu stellen“, stellt Schaut klar. Und: „Natürlich hat es Spaß gemacht, sonst würde ich das nicht machen“, bringt er seine Motivation und die seiner Mitarbeiter auf den Punkt.
„Die Arbeit ist definitiv erfüllend“, so Schaufelberger, „aber manchmal auch ganz schön hart: vor allem das Finanzielle ist oft ein Problem.“ Gefördert wird das Projekt vom Europäischen Sozialfonds, der Metropolregion Rhein-Neckar, der Stadt Heidelberg und der Agentur für Arbeit. Der Wert, den es hervorbringt, dürfte jedoch ungleich höher sein. Nicht nur finanziell: „Für mich hat es sich in den Momenten gelohnt, wo die Wärme, die ich für Euch hatte, zurückkam“, wie es die Lichtpunkte-Botschafterin und Stadträtin Karin Werner-Jensen in ihrer emotionalen Vorrede zusammenfasste. (wei)