Stadt & Leute
„Engagiertes und bewährtes Team“
Ulrich Jonas, Leiter des neuen Amts für Wirtschaftsförderung, an die Heidelberger Wirtschaft: „Fordern Sie uns!“
Ulrich Jonas (53) leitet seit Anfang November das neue Amt für Wirtschaftsförderung und Beschäftigung der Stadt Heidelberg, nachdem er zuvor für die Wirtschaftsförderung der Stadt Wolfsburg verantwortlich war. Das STADTBLATT unterhielt sich mit dem neuen Amtsleiter über die Aufgaben, die ihn in Heidelberg erwarten.
STADTBLATT: Herr Jonas, Sie arbeiteten bisher in einer Stadt, deren wirtschaftlicher Wohlstand vor allem durch ein großes Automobilwerk geprägt ist. Die Heidelberger Wirtschaft steht hingegen auf mehreren Fundamenten, wobei der Wissenschaftstransfer eine besondere Rolle spielt. Ist das eine neue Herausforderung für Sie?
Jonas: Wirtschaftsförderung in Heidelberg empfinde ich als große persönliche Herausforderung, die ich sehr gerne annehme. Neben dem in der Vergangenheit bereits auf hohem Niveau gepflegten Technologie- und Wissenschaftstransfer werde ich mich verstärkt auch um die mittelständische Wirtschaft und den Einzelhandelsstandort Heidelberg kümmern.
Deshalb wird die Wirtschaftsförderung drei neue zusätzliche Schwerpunkte haben, 1. die Entwicklung des Einzelhandelsstandortes, 2. die mittelständische Wirtschaft und 3. Initiativen für den Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Ich kann auf ein engagiertes und bewährtes Team bauen, das in den nächsten Wochen noch um drei neue junge Mitarbeiter verstärkt werden wird.
Unser Angebot an die Heidelberger Wirtschaft: Wir wollen für Sie schnell erreichbar sein und uns allen Anliegen direkt, unkompliziert und persönlich annehmen. Fordern Sie uns!
STADTBLATT: Ein Bindeglied zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist der Technologiepark. Er ist in die Metropolregion Rhein-Neckar ebenso fest eingebunden wie in ein weltweites Geflecht von Science Parks. Werden Sie die internationalen Beziehungen, zum Beispiel nach China und in die USA, weiterhin pflegen?
Jonas: Der Ausbau des Technologieparks und die Vertiefung der internationalen Beziehungen sind im zunehmend globalen Wettbewerb unverzichtbar. Deshalb werden diese guten Standortvoraussetzungen Heidelbergs auch in der Zukunft gepflegt und in einer schlagkräftigen Struktur verstärkt genutzt werden. Mit den vorhandenen Einrichtungen im Neuenheimer Feld verfügt Heidelberg über ein beispielhaftes Potenzial, das durch den Campus II in der Bahnstadt in den nächsten Jahren strategisch erweitert und verstärkt wird. Die Technologiepark GmbH behält ihre Eigenständigkeit und wird über eine Geschäftsführung durch die Wirtschaftsförderung eng mit der Stadt und unseren gesamtwirtschaftlichen Entwicklungszielen verklammert.
STADTBLATT: Bestandspflege ist eine wichtige Aufgabe der Wirtschaftsförderung, aber auch die Neuansiedlung von Betrieben. Wie steht es um das Angebot an Gewerbeflächen?
Jonas: Aktive Bestandspflege ist eine sehr wichtige Aufgabe, da die stärksten Entwicklungspotenziale immer bei der örtlichen Wirtschaft liegen. Durch enge Kontakte und maßgeschneiderte Angebote wird die Wirtschaftsförderung neue Akzente setzen. Mit vielen Firmenvertretern habe ich bereits persönlich sprechen können und werde mich auch in den nächsten Monaten weiter persönlich vorstellen.
Das Flächenwachstum ist aufgrund der Standortbedingungen maßvoll und mit einem strategischen Blick auf die Qualitäten zu sehen. Eine Neuentwicklung von Gewerbeflächen werden wir im Rahmen der Möglichkeiten vorantreiben, um den Ansprüchen zukünftiger Unternehmensentwicklungen Raum bieten zu können.
STADTBLATT: Viel diskutiert wird derzeit die Zukunft des innerstädtischen Einzelhandels, aber auch die Einzelhandelsversorgung der einzelnen Stadtteile. Wo sehen Sie Schwerpunkte und Prioritäten?
Jonas: Heidelberg hat in den letzten 10 Jahren im regionalen Wettbewerb als Handelsstandort deutlich an Boden verloren. Durch gezielte Stärkung der Innenstadt mit dem notwendigen Augenmaß, Aufwertung der Stadtteilzentren und Profilierung der großflächigen Anbieter muss verlorenes Terrain zurück erobert werden. Zugkräftigen Angeboten mit hoher Qualität in der Innenstadt kommt dabei nach meiner Ansicht die zentrale Bedeutung zu. Wir werden deshalb im ersten Halbjahr 2008 mit dem Innenstadtforum Einzelhandel einen konsensorientierten Meinungsbildungsprozess organisieren, der es dem Gemeinderat ermöglicht, im Sommer 2008 eine sichere Entscheidung über die weiteren Entwicklungen zu treffen.
STADTBLATT: Heidelberg ist auch eine traditionsreiche Fremdenverkehrsstadt. Welchen Stellenwert nimmt der Tourismus in der Arbeit Ihres Amtes ein?
Jonas: Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig, den es strategisch auszubauen gilt ohne die Identität der Stadt zu schmälern. Heidelberg Marketing kümmert sich kompetent um dieses Thema. Analog zum Technologiepark wird die Wirtschaftsförderung eine Geschäftsführung in der HDM GmbH wahrnehmen, um die enge Verzahnung der Fremdenverkehrspotenziale, der Innenstadtentwicklung und des ganzheitlichen Stadtmarketings zu gewährleisten. Dabei spielt selbstverständlich auch die Hotellerie und Gastronomie sowie die Weiterentwicklung der Stadthalle als Veranstaltungsort eine zentrale Rolle.
Die Fragen stellte STADTBLATT-Redakteur Jürgen Brose.