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DIE HEIDELBERGER

Lore Schröder-Gerken

Kinderarmut

Lore Schröder-Gerken

Arm sein unter Armen ist ungleich leichter zu ertragen, als arm sein unter Wohlhabenden. Dieses Wissen war sicher mit ein Grund, warum die Süddeutsche Zeitung Weihnachten 2005 auf Seite 3 einen ausführlichen Artikel über Kinderarmut schrieb und sich dafür die Stadt Heidelberg aussuchte. Natürlich kann man sagen, Heidelberg steht im Vergleich mit anderen Städten noch recht gut da, mit „nur“ 9,8 % Kindern, die von Sozialleistungen leben (worst case: Bremerhaven mit 39 %).Aber wie im Artikel in der SZ beschrieben, gibt es bei uns viele sogenannte Schwellenhaushalte, das heißt, man geht mehr oder weniger geregelter Arbeit nach, erreicht aber dadurch nur das absolute Existenzminimum. Auch diese Kinder fühlen sich ausgegrenzt. Der nun vorliegende Entwurf des Berichts zur sozialen Lage in Heidelberg gibt exakte Daten zu den Themen Bildung, Arbeit, Wohnen und Gesundheit. Beim Lesen wird schnell klar, dass es ein starkes soziales Gefälle in Heidelberg von Nord nach Süd gibt. Allein die Tatsache, dass in Neuenheim kein Kind die Hauptschule-Empfehlung erhält, weist darauf hin, dass Bildung und soziale Herkunft eng verknüpft sind. Kinderarmut wird leider ungenügend wahrgenommen und ist für viele nicht vorstellbar. Aber Menschen mit sozialen Berufen wie Erzieher, Lehrer, Ärzte und Sozialarbeiter sind täglich damit konfrontiert und wissen darum. Dieser Bericht sollte deshalb Basis sein für Entscheidungen, die den Wohnungsmarkt, die Schulentwicklung und Ausbildung betreffen. Dabei geht es auch um die Sensibilisierung aller Bürger für das Thema, um Aufmerksamkeit, Verständnis, Akzeptanz und Mithilfe auf breiter Basis zu wecken.