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SPD

Reiner Nimis

Spieglein, Spieglein, an der Wand…

Reiner Nimis

Was die stolze Königin aus „Schneewittchen“ in Rage brachte, hat jetzt auch die RNV GmbH erfahren müssen: Infratest hat deutschlandweit 19 Nahverkehrsunternehmen den Spiegel „ÖPNV Kundenbarometer 2007“ vorgehalten, und siehe da, hinter den Teutoburger Bergen gibt es Bahn- und Busangebote, die gefallen den Kunden weitaus besser als die unsrigen. So waren „moBiel“ (Bielefeld), „PaderSprinter“ (Paderborn) und „Regionalverkehr Ruhr-Lippe (RLG)“ (Lippstadt) mit besten Beurteilungen in allen Leistungsmerkmalen bei der Globalzufriedenheit ihrer Fahrgäste mit „sehr gut“ und „gut“ die Spitzenreiter. Auf den hinteren Plätzen mit Beurteilungen zwischen „eher schlecht“ bis „sehr schlecht“ landete die RNV. Eine ernüchternde Bilanz angesichts all der organisatorischen und finanziellen Anstrengungen, die wir in den letzten Jahren unternommen haben, um den Nahverkehr in der Region auf Vordermann zu bringen. Im Vergleich zu Mannheim und Ludwigshafen sind die Kunden mit der HSB am wenigsten zufrieden. Man ärgert sich hier über Auswirkungen des neuen Liniennetzes, Unpünktlichkeit, schlechte Anschlüsse, mangelhafte Taktfrequenz oder unzureichende Informationen bei Störungen. Auch mit Fahrausweisautomaten, Haltestellen, Barrierefreiheit und einer durchschnittlichen ÖPNV-Reisegeschwindigkeit von 17 km/h (!) haben die Heidelberger so ihre Probleme.

Zum Fahrplanwechsel am 9. 12. 2007 soll es Verbesserungen geben. Bereits zum Beginn des Weihnachtsmarkts wird die Buslinie 30 mit einer neuen Haltestelle am Karlsplatz auf dem Hin- und Rückweg über die Friedrich-Ebert-Anlage verkehren. Neue Straßenbahnen und Busse, bedienungsfreundliche Automaten oder auch ein rechnergesteuertes Betriebsleitsystem leisten einen weiteren Beitrag zum Abbau der offenkundigen Mängel.

Aber der immer schärfere Wettbewerb unter den Nahverkehrs-Anbietern wird dafür sorgen, dass auch das Preis-Leistungs-Verhältnis stärker unter die Lupe genommen wird. Ein Beispiel dafür sind die Buslinien 721/722 nach Sandhausen und Walldorf, die künftig nicht mehr unter der Regie der HSB, sondern von „Werner Reisen“ betrieben werden. Busfahrer der HSB verlieren dabei einen Arbeitsplatz.

Wenn nicht nur der Preis bei der Vergabe von Nahverkehrsleistungen eine Rolle spielen soll, werden Management und Mitarbeiter das Thema Kundenzufriedenheit weit mehr als bisher beachten müssen. Ganz sicher wird dann die letzte Straßenbahn in den Pfaffengrund nicht mehr abfahren, wenn gerade der Anschlussbus aus Ziegelhausen ankommt.