Stadt & Leute

Aufgewachsen in zwei Kulturkreisen

Architekt und Stadtplaner Bert Burger zu Gast in der Reihe „Erlebte Geschichte – erzählt“

Weil in Heidelberg im Moment wieder viele Baufragen diskutiert werden, sei es ganz passend, dass ein Architekt zu Gast in der Reihe Erlebte Geschichte sei, so Kulturamtsleiter Hans-Martin Mumm bei der Begrüßung des Publikums im Hilde-Domin-Saal der Stadtbücherei.

Michael Buselmeier im Gespräch mit Bert Burger (links)(Foto: Rothe)
Michael Buselmeier im Gespräch mit Bert Burger (links)(Foto: Rothe)

Also wurden die Themen Einkaufszentrum, Theatersanierung, Tunnel, Altes Hallenbad und fünfte Neckarquerung geschwind gestreift. Letztere ist für Bert Burger neben Ernst-Walz- und Theodor-Heuss-Brücke verkehrstechnisch als dritte Neckarquerung schlicht notwendig. Und weil der Architekt und Stadtplaner auf beeindruckende Vorfahren zurückblicken kann, blieben auch diese nicht unerwähnt.

Der Urgroßvater Friedrich von Duhn war Professor für klassische Archäologie in Heidelberg und spielte eine Rolle als Gegner eines damals geplanten Wiederaufbaus des Heidelberger Schlosses. Außerdem hat er die Antikensammlung in Heidelberg mit aufgebaut. Sein Großvater, der Kunsthistoriker Fritz Burger, veröffentlichte ein bahnbrechendes Buch über „Die Villen des Andrea Palladio“, die Entwicklungsgeschichte der Renaissance-Architektur, und verfasste die erste „Einführung in die Moderne Kunst“ in deutscher Sprache, das noch heute als Standardwerk gilt.

Bert Burger selbst wurde 1941 in Berlin geboren, verbrachte aber einen großen Teil seiner Kindheit in Schweden, der Heimat seiner Mutter, genauer: in der Nähe von Astrid Lindgrens Lönneberga. „Es ist ein ganz großes Geschenk, wenn man die Gelegenheit hat, in zwei Kulturkreisen mit zwei Sprachen aufzuwachsen“, sagt Burger rückblickend. 1948 zog er mit seinen Eltern nach Heidelberg, in das Haus seiner Großmutter in der Werrgasse, wo bereits viele Flüchtlingsfamilien untergebracht waren.

Er besuchte zunächst eine private Grundschule am Fuße des Stiftswegs zusammen mit den Kindern von Will Sohl, später das Englische Institut. Bert Burger beteiligte sich früh an Grabungen von Berndmark Heukemes am Neuenheimer Kastell und unternahm mit ihm verschiedene Reisen, so 1962 nach Libyen: „Er hat mir nahe gebracht, dass unsere Wurzeln im Orient liegen“, erinnert sich Burger.

Bert Burger studierte zunächst Schiffbau, später Architektur und Stadtplanung an der TH Darmstadt und gewann 1967 mit seinem Partner Jürgen Borowski noch als Student einen Wettbewerb in Ladenburg mit einer Studie zur Erhaltung der historischen Altstadt. Diese sollte Modellcharakter erlangen für Wiesloch, Weinheim und Neckargemünd.

In Heidelberg beteiligte sich Bert Burger ab 1968 an Diskussionen über die Altstadtsanierung mit alternativen Planungen und einem Fernsehfilm gegen Oberbürgermeister Zundels Stadtplanung. Der hatte beispielsweise einen vierspurigen Ausbau der B 37 mit Abriss der „kitschigen alten Stadthalle“ geplant. Was Burger dem Alt-OB hoch anrechnet: „Zundel war nicht beratungsresistent.“

In den vergangenen 40 Jahren war sein Büro in vielen Städten aktiv. In Heidelberg wurden mehrere große Wohnkomplexe verwirklicht, aber auch rund 50 Häuser in der Altstadt saniert, darunter das Kinder- und Jugendtheater, das Haus Cajeth und das Montpellierhaus. Besondere Freude gemacht hat ihm die Sanierung des Ebert-Hauses. (doh)