Umwelt

Brennholz aus dem Stadtwald

Die hohen Energiepreise beleben die Nachfrage nach dem klimaneutralen Brennstoff

In den letzten Tagen ist der Winter endlich auch in Heidelberg angekommen, er brachte etwas Schnee und frostige Temperaturen mit: Ideale Rahmenbedingungen für ein gemütlich-prasselndes, wärmendes Holzfeuer im Ofen oder Kamin.

Forstwirt Jonas Roth stapelt das begehrte Brennholz.
Forstwirt Jonas Roth stapelt am Oberen Jagdhausweg das begehrte Brennholz. (Foto: Rothe)

Das empfinden offensichtlich immer mehr Heidelberger so, denn im städtischen Forstamt wächst die Nachfrage nach Brennholz aus dem Stadtwald. „Wir bemerken eine spürbare, ja geradezu heftige Zunahme von Privatpersonen, die Brennholz selbst werben möchten“, sagt Friedrich Kilian, Leiter des Forstbereichs im Landschafts- und Forstamt. Immer mehr Heidelberger wollen das Holz für ihren Kamin oder Ofen selbst aus dem Wald holen und melden sich bei den jeweiligen Revierförstern, um einen Schlagraum zu ergattern. Wo das Forstamt Bäume fällen ließ, um sie zu verkaufen, liegen anschließend genügend dicke Äste zum Verbrennen herum.

Es sind die hohen Energiepreise, die dem Holzfeuer eine Renaissance verschaffen. Viele haben sich in den vergangenen Jahren einen Holzofen angeschafft, andere den Kachelofen reaktiviert. 2006 haben rund 300 Privatpersonen und wenige Holzhändler etwa 2.400 Festmeter Brennholz aus Schlagraum im Heidelberger Stadt- und Staatswalds – für den ist das städtische Forstamt auch zuständig – entnommen. Überschlägig sind das knapp 10 Prozent dessen, was das Forstamt im Jahr dem Wald an Holz insgesamt entnimmt.

Schlagraum macht Arbeit

Bisher konnte jeder Wunsch nach einem Schlagraum erfüllt werden. Selbstverständlich erhalten Heidelberger Bürger bevorzugt die Genehmigung zum Holzmachen im Stadtwald. Die Anzahl derer, die sich ihr Brennholz selbst besorgen, wird trotz Anstiegs überschaubar bleiben, denn das ist mit Aufwand verbunden: Notwendig sind ein Auto mit Anhängerkupplung, der Anhänger selbst, Spaltwerkzeug, Sicherheitskleidung und natürlich eine Motorsäge. Zeit sollte man auch mitbringen, denn bis das Holz für eine Heizsaison aus dem Schlagraum gezogen, grob zugeschnitten und ordentlich am Waldweg gestapelt ist, vergehen einige arbeitsreiche Wochenenden. Bis Ende April muss die Brennholzernte beendet sein.

Seit Anfang 2007 muss man allerdings einen „Motorsägen-Führerschein“ vorweisen, bevor man seinen Schlagraum in Heidelberg erhält. Den Schein kann man in einem zweitägigen Grundlehrgang erwerben. 270 Personen haben ihn schon über das Landschafts- und Forstamt erworben, mit der Durchführung der Kurse wurde die Firma „Pro Natur“ beauftragt. Friedrich Kilian legt Wert darauf, dass auch langjährige Schlagraum-Kunden den Sägeschein brauchen, um Unfälle zu vermeiden.

Höchstens 20 Festmeter darf man dem Schlagraum entnehmen, das reicht für die Beheizung eines Einfamilienhauses. Trotz gesteigerter Nachfrage nach Brennholz muss niemand kahle Bergrücken rund um Heidelberg befürchten, wie sie auf alten Merian-Stichen zu sehen sind. Der Stadtwald ist FSC-zertifiziert, das heißt, er wird streng nachhaltig bewirtschaftet. 21.000 Festmeter Holz, inklusive Brennscheite, dürfen jährlich entnommen werden, mehr nicht. Das garantiert den Bestand. Und die Vorschriften des Forest Stewardship Councils schreiben auch vor, dass nicht jede Fläche wirtschaftlich genutzt werden darf. Abseits der viel genutzten Wanderwege wird der Wald auf einigen Flächen sich selbst überlassen, hier darf weder gefällt noch Brennholz gewonnen werden.

Klimaneutral, aber nicht schadstofffrei

Auch wenn Holz als kohlendioxidspeichernde und nachwachsende Heizenergie klimaneutral verbrennt, emissionsfrei ist die Wärme nicht. Beim Brand entsteht Feinstaub, die rund 14 Millionen Kleinöfen produzieren etwa die gleiche Menge Kleinstpartikel wie die Motoren aller LKW, Pkw und Motorräder auf deutschen Straßen, so das Umweltbundesamt. Werden die Öfen nicht richtig angeheizt oder schlecht abgelagertes Holz (weniger als zwei Jahre lang) verwendet, erhöht sich der Schadstoffausstoß. Daher ist es sinnvoll, vor Anschaffung eines Holzofens und dem ersten gemütlichen Feuer Rat beim Schornsteinfeger einzuholen.

Mehr zum Thema Schlagraum weiß die städtische Forstabteilung im Landschafts- und Forstamt, Telefon 06221 649230. (neu)