Kultur

Zwischen Fakten und Fiktion

12. Heidelberger Poetik-Dozentur – vom 16. bis 30. November 2006 – mit Louis Begley

Der bedeutende amerikanische Schriftsteller Louis Begley übernimmt die Heidelberger Poetik-Dozentur 2006. Seine Heidelberger Poetikvorlesungen widmen sich dem komplexen Verhältnis von Fakten und Fiktion, von gelebtem Leben und Literatur. Es geht um die Frage, inwieweit sich das Leben eines Autors in seinen Romanen niederschlägt, und ob nicht vielleicht umgekehrt der Autor sich Helden erfindet, in denen er sein Leben spiegeln kann.

Ein Porträt von Louis Begley
Louis Begley Foto: Strauss

Louis Begley wurde 1933 unter dem Namen Ludwik Begleiter als Sohn polnischer Juden in Stryi, einer kleinen Stadt im Osten Polens (heute Ukraine), geboren. Zusammen mit seiner Mutter entging er dem Holocaust durch die Flucht in die USA. 1974 ließ sich die Familie in Flatbush/Brooklyn nieder, wo sie den Namen Begley annahm. Mit einem Stipendium studierte Begley 1950 bis 1954 in Harvard Englische Literatur. Nach dem Militärdienst in Göppingen (1955/56) schrieb er sich in Harvard für ein Jurastudium ein. Ab 1959 war er in New York als Wirtschaftsanwalt, spezialisiert auf internationales Vertragsrecht, tätig.

1990 schrieb er seinen ersten Roman, den vielfach ausgezeichneten Bestseller „Wartime Lies“ (Lügen in Zeiten des Krieges, 1994), der die Geschichte eines dem Holocaust entkommenen jüdischen Jungen erzählt. Darauf erschienen in rascher Folge weitere Romane: „The Man Who Was Late“, „As Max Saw It“ und „About Schmidt“, der Romanvorlage war für den gleichnamigen Hollywood-Film mit Jack Nicholson in der Hauptrolle. Von 1993 bis 1995 war Begley Präsident des Amerikanischen PEN-Zentrums.

Die Heidelberger Poetik-Dozentur wurde 1993 als Kooperation zwischen Stadt und Universität begründet. Sie wird vom Germanistischen Seminar ausgerichtet und von der „Stiftung Stadt Heidelberg“ finanziert. Vorlesungen, Lesungen und Diskussionen vermitteln Einblicke in künstlerische Produktionsprozesse und informieren über Tendenzen und Probleme gegenwärtiger Literatur.

Die Liste der eingeladenen Autoren (Martin Walser, Ulla Hahn, Dieter Kühn, Volker Braun, Brigitte Kronauer, Hanns-Josef Ortheil, Michael Rutschky, Eckhard Henscheid, Ulla Berkéwicz, bei der 10. Poetik-Dozentur verschiedene Autoren der Pop-Literatur und Patrick Roth) erweist die Heidelberger Dozentur als poetologisch offenes Unternehmen, das Literatur als vielfältiges Spektrum literarischer Äußerungen versteht. (doh)

Das Programm

Do 16. 11., 19 Uhr: Eröffnung der Poetik-Dozentur 2006 durch Prof. Dr. Peter Hommelhoff und Prof. Dr. Raban von der Malsburg, „Autobiography or Novel: Fact or Fiction?” Poetikvorlesung mit Louis Begley, Universität, Alte Aula

So 19. 11., 11 Uhr: Louis Begley liest aus den Romanen: Wartime Lies, As Max Saw It, About Schmidt, Theaterfoyer

Do 23. 11., 19 Uhr: A Story is Born: Epithalamion 2004: A Fable, Poetikvorlesung mit Louis Begley, Neue Universität, Hörsaal 14

Mi 29. 11., 20 Uhr: Louis Begley liest aus „Matters of Honor“ und Patrick Roth liest aus „Lichternacht“, Doppellesung im DAI

Do 30. 11., 19 Uhr: „Leaving Well Enough Alone”, Vorlesung mit Louis Begley, Neue Universität, Hörsaal 14

Weitere Informationen zur Poetik-Dozentur finden Sie hier.