Kultur

Kunst aus Gabun

Bis zum 22. Januar im Völkerkundemuseum – Masken und Reliquiar-Figuren aus Westafrika

„Mit dem Auge des Ästheten“, unter diesem Titel zeigt das Völkerkundemuseum eine einmalige Zusammenstellung außergewöhnlicher Masken und Reliquiar-Figuren aus Gabun.

Sechs Masken aus der Ausstellung.
Masken werden auch heute noch bei den Völkern Gabuns bei rituellen Handlungen verwendet. Foto: Dohmen

Sie sind wunderschön und mindestens ebenso geheimnisvoll. Die Masken der Fang, der bevölkerungsstärksten Ethnie im westafrikanischen Gabun, sind im traditionellen Kontext mit zahlreichen Riten und Kulthandlungen verknüpft. Sie vergegenwärtigen die Präsenz der Ahnen und sollen die gesellschaftliche Balance, die Ordnung und das Wohlergehen des Einzelnen oder der Gruppe sichern.

In Heidelberg haben sie erst- mal für Verwirrung gesorgt, zweifelt doch eine Gruppe von Sammlern und Galeristen an der Authentizität oder Echtheit der Masken. Immerhin wurden die Exponate aus Privatbesitz von den Experten Dr. Cees op’t Land, emeritierter Kurator für Afrikanische Kunst des Museums für Völkerkunde Rotterdam, und von Peter de Boer, vereidigter Sachverständiger für afrikanische Kunst Amsterdam, für ausstellungswürdig befunden.

Die Leiterin des Völkerkundemuseums Dr. Margarete Pavaloi begrüßt eine offene Diskussion zu dem Thema. Der Begriff der Authentizität werde von privaten Sammlern und Ethnologen unterschiedlich definiert. „Für mich ist alles, was zur Sachkultur einer Gruppe gehört, relevant, weil wir darin den Ausdruckswillen einer Kultur erfassen und dokumentieren können und weil wir die Objekte sowohl unter ihrer ästhetischen Ausstrahlung wie in ihrer sozialen Funktion als auch in ihrer religiösen Einbettung bewerten. Jedes Objekt ist ein Wissensspeicher, in dem sich unglaublich viel verdichtet,“ so Dr. Pavaloi: „Zur Sachkultur einer Gruppe gehört alles, von den frühesten Zeugnissen bis zu dem, was heute gemacht wird.“

So konzentriert sich diese Ausstellung primär auf die ästhetische Perspektive und stellt Fragen der Gestaltung und Betrachtung in den Mittelpunkt. „Mich interessiert, wie die Künstler die Masken gestaltet haben, welche ästhetischen Prinzipien sichtbar werden und wie diese auf die Betrachter wirken“, sagt die Museumsleiterin. Die Masken stammen aus einem Zeitraum von rund 100 Jahren und beeindrucken durch ihre klare Formensprache. Wenige geometrische Grundformen wie der Kreis und das Quadrat aber auch die Herzform wurden in großer Kunstfertigkeit zu markanten Gesichtstypen stilisiert. Bis zum 22. Januar sind die Masken und Reliquiar-Figuren im Völkerkundemuseum, Hauptstraße 235, Mittwoch bis Samstag von 14 bis 18 Uhr und sonn- und feiertags von 11 bis 18 Uhr zu sehen. doh

Führung

Am Sonntag, 18. Dezember, um 14.30 Uhr wird eine Publikumsführung durch die Ausstellung „Mit dem Auge des Ästheten – Kunst aus Gabun“ im Völkerkundemuseum, Hauptstraße 235, angeboten.