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Wiedergeburt des „Pfälzischen Gartens“?

Eine Initiative von Heidelberger Bürgern und Unternehmen aus der Metropolregion um Hans-Joachim Wessendorf will den Hortus Palatinus rekonstruieren

Die Nachricht sorgte für Furore: Am vergangenen Mittwoch meldeten die in Karlsruhe erscheinenden „Badischen Neuesten Nachrichten“ (BNN) unter der Überschrift „Heidelberger Schloss künftig halb privat“: „Eine Gruppe um den Unternehmer Achim Wessendorf, der früher zu den Pro-Markt-Besitzern gehörte, will die Rekonstruktion des Hortus Palatinus beim Heidelberger Schloss finanzieren. Als Gegenleistung für die millionenschwere Investition soll die Verwaltung des gesamten Schlossareals künftig zur Hälfte in privaten, zur Hälfte in staatlichen Händen liegen. Derzeit ist das Land Baden-Württemberg alleiniger Eigentümer der Liegenschaft.“

Der Hortus Palatinus nach einem Gemälde von Jacques Fouquières aus dem Jahre 1620 (Abbildung: Stiftung Hortus Palatinus)
Der Hortus Palatinus nach einem Gemälde von Jacques Fouquières aus dem Jahre 1620 (Abbildung: Stiftung Hortus Palatinus)

In einer eilends noch am selben Nachmittag einberufenen Pressekonferenz stellte Hans-Joachim Wessendorf klar: Eine Teilprivatisierung des Schlosses ist nicht geplant. Allerdings, so wurde bei der Pressekonferenz erstmals öffentlich bekannt, hat eine Gruppe von Heidelberger Bürgern und Unternehmen aus der Metropolregion Großes mit dem Schlossgarten vor. Der um 1616 angelegte und zu seiner Zeit als „achtes Weltwunder“ gepriesene Hortus Palatinus, der in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges unterging, soll neu entstehen.

Gemeinsam mit dem Land Baden-Württemberg hat die von Hans-Joachim Wessendorf und seinen Mitstreitern gegründete Stiftung Hortus Palatinus (www.stiftung-hortus-palatinus.de) ein Konzept für die Rekonstruktion der historischen Anlage vorgesehen, die einstmals als der schönste Renaissance-Garten nördlich der Alpen galt. Wessendorf: „Wir wollen die Aufenthaltsqualität wesentlich verbessern, so dass auch der Heidelberger wieder Lust hat, zum Schloss hinaufzugehen und seine Freizeit dort zu verbringen.“

Von den für die Anschubfinanzierung erforderlichen zehn Millionen Euro hätten die Sponsoren bereits 90 Prozent beisammen, so der Heidelberger Unternehmer. Eine gemeinsame Betreibergesellschaft mit dem Land solle die Pflege des rekonstruierten Gartens übernehmen. Über die künftigen Eintrittspreise hat Wessendorf schon genaue Vorstellungen: Zum derzeitigen Schlosseintritt von drei Euro sollen weitere drei Euro für den Garten hinzukommen. Heidelberger können für 15 Euro eine Jahreskarte erwerben.

Das Land als Eigentümer von Schloss und Garten gibt sich noch etwas zurückhaltend. In einer Stellungnahme stellt das Finanzministerium klar: „Eine Entscheidung über das Projekt ist bislang noch nicht gefallen. Auch die Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden steht noch aus. Mutmaßungen über eine Teilprivatisierung der Schlossanlage entbehren jeder Grundlage. Das Eigentum des Landes am Heidelberger Schloss und am Hortus Palatinus stehen nicht zur Disposition.“ Gleichzeitig heißt es aber auch: „Das Land begrüßt ausdrücklich dieses private Engagement.“

„Begeistert von der Idee“

Vera Cornelius, Geschäftsführerin der Heidelberg Marketing, unterstützt die Wessendorf-Pläne. Gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung sagte sie: „Ich bin begeistert von der Idee und dem Engagement der Menschen, die dahinter stehen. Der Hortus Palatinus galt nicht umsonst als das achte Weltwunder. Ich begrüße auch sehr die Idee, das Schloss wieder den Heidelbergern näher zu bringen. Es wird kritische Stimmen geben, aber die Idee ist großartig.“ (rie)