Thema der Woche

Stimmen zum Verfassungstag

Oberbürgermeisterin Beate Weber und Dr. Ernst Lüdemann äußern sich zur Bedeutung des Verfassungstages.

„Verfassungen, ob sie sich Konstitution oder Grundgesetz nennen, geben mit der Macht des gedruckten Wortes Auskunft darüber, wie sich die Menschen ein gerechtes und geordnetes Leben in ihrer Gesellschaft vorstellen und sie definieren, wie diese von der Möglichkeit, sich selbst zu regieren, Gebrauch machen wollen.

Mit dem Grundgesetz hat die deutsche Nachkriegsgesellschaft eindringlich deutlich gemacht, dass sie nie mehr Untertan einer diktatorischen Staatsgewalt sein will, sondern ihre Geschicke selbst gestalten und sich in einer Demokratie selbst organisieren möchte. Was zunächst als Provisorium gedacht war, erwies sich als außerordentlich bestandskräftig. Inzwischen ist unser Grundgesetz zur dauerhaften deutschen Verfassung geworden, es hat sich als Verfassung eingebürgert und ist der wichtigste Schutzwall gegen undemokratische Anfechtungen, auch gegen Fremdenfeindlichkeit, denn es sagt, vor allem anderen, dass die Würde des Menschen, d. h. aller Menschen, unantastbar ist. Auch deswegen sollten wir den Verfassungstag bewusst begehen.“

Oberbürgermeisterin Beate Weber

 

"Welch großartiges Werk“

„Der Grundgesetz-Tag ist leider in der Bevölkerung noch zu wenig bekannt. Umso mehr sollte die politische Bildung immer wieder ins Bewußtsein rücken, welch großartiges Werk von den Vätern und Müttern unserer Verfassung vor über einem halben Jahrhundert geschaffen worden ist. Nach dem Albtraum der NS-Diktatur entstand damals das neue, demokratische Deutschland. Mit diesem Grundgesetz, das die Würde des Menschen und die davon abgeleiteten Rechte des Individuums zur obersten Norm erklärt, konnte die Bundesrepublik Deutschland auch die Konkurrenz mit dem sozialistischen „Neuen Deutschland“ der Nachkriegszeit erfolgreich überstehen und 1990 die Wiedervereinigung verwirklichen. Die großen Errungenschaften unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung sollten stets vor dem Gegenbild unserer eigenen unheilvollen deutschen Vergangenheit, aber auch heutiger Menschenrechtsverletzungen aufgezeigt werden. Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg hilft dazu mit ihren Angeboten.“

Dr. Ernst Lüdemann, Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Außenstelle Heidelberg