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Susanne Bock

Soziale Arbeit in einem – so genannten – Notwohngebiet

Susanne Bock

Seit mehr als 30 Jahren ist die Caritas mit ihrer äußerst engagierten Gemeinwesenarbeit aus dem Notwohngebiet Mörgelgewann/Kirchheimer Weg nicht mehr weg zu denken. Mit ihren Angeboten in den drei Bereichen: Kinder- ( hier insbesondere der heilpädagogische Hort für 36 Kinder), Jugend- und Erwachsenenhilfe sollen familiäre und soziale Integration gefördert, Ausgrenzung verhindert werden. Da wird sich manche/r fragen: ist man denn nicht schon per se ausgegrenzt, wenn man in einem Notwohngebiet wohnt, und müsste nicht an erster Stelle das ganz schnelle Wiederausziehen aus diesem Gebiet stehen? Doch dann stellen wir fest, dass es in unsrer „Wohlfühlstadt“ Heidelberg eben nicht so einfach ist, dezentral in allen Stadtteilen Wohnungen für Notfälle zur Verfügung zu stellen oder anzumieten, auch dann nicht, wenn bekannt ist, dass insbesondere auch mit Hartz IV Wohnungsnotfälle eher zunehmen!

Wenn man so will, kann uns das Mörgelgewann einen gesellschaftlichen Spiegel vorhalten: Zwei Drittel aller in 2005 angemeldeten Kinder im Hort kamen aus Migrantenfamilien, eine hohe Zahl von Zu- bzw. Wegzügen von Kindern im Wohngebiet erschwerte es, den Kindern in Hort und Schülerbetreuung durch ein konstantes Gruppengefüge Gemeinschaftsgefühl und die damit einhergehende Festigung der eigenen Person und des Selbstwertes zu ermöglichen. Die Jugendlichen, die durch die Jugendhilfe der Caritas betreut werden, haben häufig keinen qualifizierten Schulabschluss und damit nicht nur keine Chance auf eine Berufsausbildung, sondern auch nur sehr geringe Beschäftigungschancen, nicht zuletzt auf Grund der hohen Arbeitslosigkeit und weil auch in Heidelberg immer mehr Einfacharbeitsplätze wegfallen! Auch im Bereich der sozialen Arbeit mit den Erwachsenen ist die größte Problematik die Arbeitslosigkeit, die Bildungsarmut und erschwerte Integration.

Ausreichend Betreuungs- bzw. Hortplätze, Sprachförderung, Stärkung der Schlüsselkompetenzen (z.B. Medienkompetenz, soziale Kompetenz), Stärkung der Person und der Eigenverantwortung in Fragen der Lebensführung insbesondere für Jugendliche, die noch ohne Arbeit oder Beschäftigung sind, Öffnung des „Stadtteils“ nach außen, um die bisherige Einschränkung des gesellschaftlichen Lebens zu durchbrechen: Aufgaben und Ziele, die die Sozialarbeit im und für das Mörgelgewann an ihre personellen und finanziellen Grenzen bringt. „Die Aufgabe unserer Stadt und der Stadtverwaltung ist es, das Mörgelgewann nicht im Regen stehen zu lassen“, so formulierte es unsere OB-Kandidatin Caja Thimm nach einem beeindruckenden Besuch unter fachkundiger Leitung von Hubert Hermann, der langjährigen „Seele“ der Gemeinwesenarbeit im Mörgelgewann. Und das ist nur zu unterstreichen!