Schule und Bildung

Heidelberg ist stark in Sachen Bildung

Gespräch mit dem Leiter des Amtes für Schule und Bildung zum Schulbericht 2009/2010: Übergänge aufs Gymnasium auf Rekordniveau

Heidelberg ganz vorne: In keiner anderen Stadt in Baden-Württemberg schaffen mehr Grundschulkinder den Übergang aufs Gymnasium als in Heidelberg. 58 Prozent sind es im laufenden Schuljahr gewesen. Das und vieles mehr zeigt auf knapp 100 Seiten der Schulbericht 2009/2010, der in dieser Woche dem Kulturausschuss vorgestellt wird. Über die Tendenzen in der Schulentwicklung, über Stärken und Ausbaubedarf in der Bildungsstadt Heidelberg sprach das STADTBLATT mit dem Leiter des Amtes für Schule und Bildung, Stephan Brühl.

Stephan Brühl
Stephan Brühl (Foto: Buck)

Herr Brühl, was tut sich in der Schulstadt Heidelberg?

Brühl: Wir haben in Heidelberg in den letzten Jahren viel in die Schulen investiert: Für den Betrieb der Schulen werden jährlich zwischen 30 und 40 Millionen Euro ausgegeben, davon über 16 Millionen für Schulsanierungen. Außerdem haben wir ein engmaschiges Netz mit Unterstützungsangeboten aufgebaut, beispielhaft will ich das Heidelberger Unterstützungssystem Schule nennen, aber auch die Sprachförderung an Grundschulen. Die bestehende Schulsozialarbeit an allen Grund-, Haupt- und Förderschulen konnten wir auf die Realschulen ausweiten.

Welche grundsätzlichen Tendenzen zeigt der Schulbericht auf?

Brühl: Insbesondere im Bereich der Hauptschulen hat sich der prognostizierte Rückgang der Schülerzahlen noch einmal verstärkt. Nach knapp elf Prozent Rückgang zum Schuljahr 2008/2009, geht die Entwicklung mit zwölf Prozent zum Schuljahr 2009/2010 auf noch höherem Niveau weiter. Ein besonderes Augenmerk liegt aber auch auf den beruflichen Schulen. Deren Bedeutung bei der Erlangung des mittleren Bildungsabschlusses und der Allgemeinen Hochschulreife nimmt immer mehr zu. Fast ein Drittel der Abiturienten haben ihren Abschluss an einem beruflichen Gymnasium erworben. Darunter sind auch viele Schülerinnen und Schüler, die zunächst eine Haupt- oder Realschule besucht haben.

Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Zukunft?

Brühl: Da Bildung eine grundlegende Voraussetzung für gute Startchancen eines jeden Menschen ist, aber auch ein entscheidender Standortfaktor für Heidelberg, ist es wichtig, die Bildungsinitiativen des Landes, der Stadt und außerschulischer Partner gut aufeinander abzustimmen. Das gilt gleichermaßen für alle Schularten. Bei den Bemühungen, hier eine hohe Effizienz zu erreichen, spielt das Regionale Bildungsbüro als Gemeinschaftsprojekt von Land und Stadt eine zentrale Rolle.

Inwiefern ist Heidelbergs Schulentwicklung anders als die vergleichbarer Städte?

Brühl: Ein ganz wichtiger Faktor in Heidelberg sind bei der Schulentwicklung die Übergangszahlen auf weiterführende Schulen. Die Übergangsquote auf das Gymnasium steigt in Heidelberg noch immer an und liegt mit 58 Prozent an der Landesspitze. Genauso liegt der Übergang auf die Hauptschulen mit zehn Prozent im Landesvergleich am Ende.

In welchen Bereichen ist Heidelberg als Bildungsstadt stark?

Brühl: Ganz wichtig für die Stadt ist, dass es bereits vielfältige Netzwerke zwischen Schulen und außerschulischen Bildungsträgern sowie der Wirtschaft gibt. Was wir tun müssen, ist diese Netzwerke zu bündeln. Stark sind wir im Bereich der Sprachförderung und dort, wo wir leistungsschwächeren Schülern eine individuelle Förderung ermöglichen. Stark sind wir aber auch im Bereich der Hochbegabtenförderung mit den Angeboten der Kinderakademie, dem Hochbegabtenzug am Kurfürst-Friedrich-Gymnasium und den „Hector-Seminaren“. Auf dem Gebiet der Betreuungsangebote bei Grundschulkindern hat Heidelberg ebenfalls landesweit die Nase ganz weit vorne. Die Betreuungsangebote sind für viele Eltern ein ganz wichtiger und entscheidender Faktor bei der Berufsausübung und der Wahl des Wohnortes.

Wo besteht Ausbaubedarf?

Brühl: Wir möchten die Sprachförderung auf die Klassen 3 und 4 ausdehnen, das Unterstützungssystem Schule weiterentwickeln, mehr Plätze für die Ganztagesbetreuung an Schulen schaffen, die räumlichen Voraussetzungen beim Mittagstisch an den Schulen verbessern und natürlich die Schulsanierungen weiterführen. Als neue Herausforderungen sehen wir die noch engere Verzahnung von Kindertagesstätten und Schulen, um Bildungsbrüche in diesen Bereichen zu verhindern, und den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Kindern. Die geplante Schule in der Bahnstadt soll hier wegweisend und ein wichtiger Baustein in einem Gesamtkonzept der Stadt zur Inklusion sein. (eu)