Wirtschaftsförderung

Große Chance, Verlorenes zurückzuerobern

Sonderbranchentreffen für das Hotel- und Gaststättengewerbe am 15. September: Zeichen stehen auf Zusammenarbeit

Klares Bekenntnis zur Zusammenarbeit und Intensivierung des Dialogs, klares Votum für eine gemeinsame Zukunftsgestaltung des Kongress- und Tourismusmarktes in Heidelberg: Beim bestens besuchten Branchentreffen für das Hotel- und Gaststättengewerbe am 15. September im Spiegelsaal des Prinz Carl dominierten deutlich die kompromissvollen Töne.

(von links) Ulrich Jonas, Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung, Vera Cornelius, Melanie von Görtz und Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner (Foto: Rothe)
(von links) Ulrich Jonas, Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung, Vera Cornelius, Melanie von Görtz und Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner (Foto: Rothe)

In seiner Begrüßung bot Gastgeber Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner den Hoteliers und Gastronomen nochmals die aktive Zusammenarbeit von Stadt und Heidelberg Marketing an. Denn nur gemeinsam könne es gelingen, die großen Heidelberger Potenziale optimal zu nutzen. Es sei jedoch unumgänglich, dass sich die Branche einer kritischen, offenen Analyse stelle: „Bearbeiten wir die Märkte richtig und aktiv genug? Bieten wir unseren Gästen die besten Qualitäten?“

Die Geschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) Melanie von Görtz zeigte auf, dass die Wirtschaftskrise im Heidelberger Gastgewerbe weitaus dramatischere Einbrüche bei den Übernachtungszahlen und Umsätzen ausgelöst habe als in anderen Städten Baden-Württembergs. Sie kritisierte, dass die Stadt immer noch an dem Hotelgutachten festhalte, in dem zur besseren Positionierung des Kongressstandortes Heidelberg neue Kettenhotels gefordert werden. In der derzeitigen Situation müsse die erfolgreiche Vermarktung der Stadt oberste Priorität haben. So gelte es, einen gemeinsamen Marketingplan aufzustellen, Shopping-Erlebnisse zu schaffen, ein erweitertes Kulturprogramm auch in auslastungsschwachen Zeiten anzubieten oder die Stadtteile besser zu vermarkten. Um Heidelberg als Kongress-Standort optimal aufzustellen, seien der Neckarufertunnel und die Stadthallenerweiterung wichtige Schlüsselprojekte, betonte von Görtz.

Heidelberg Marketing arbeite bereits erfolgreich daran, neue Zielgruppen zu erschließen, Werbemaßnahmen zu intensivieren und das Business-Marketing neu aufzustellen, erläuterte Geschäftsführerin Vera Cornelius. Sie bedankte sich bei der DEHOGA für die positiven Signale zur Zusammenarbeit.

Signale, die Ulrich Jonas als „große Chance, Verlorenes zurückzuerobern“ wertete. In den vergangenen Jahren sei es in Heidelberg versäumt worden, den Kongress- und Tourismusmarkt richtig zu bearbeiten. „Gemeinsam, kreativ und mit neuen Produkten“ gehe es jetzt darum, neue Marktanteile zu gewinnen – so auf dem Wachstumsmarkt Städtetourismus oder im Kongresssektor.

In der lebhaften Diskussion, die von SWR-Redakteur Christian Scharff moderiert wurde, betonte OB Würzner, dass die Verwaltung sich intensiv darum kümmere, die Stadt attraktiver zu gestalten. Diese Qualitätsoffensive könne aber nur erfolgreich sein, wenn sich die Hotel- und Gastronomiebranche mit Vorschlägen und aktivem Mitwirken einbringe. Die Stadt werde nichts unternehmen, den Markt zu überhitzen, beruhigte der OB in Hinblick auf das von einigen kritisierte Hotelgutachten.

Das stärkste Schlussplädoyer kam von einem Hotelier. Auch wenn Kritik an Einzelpunkten sicher berechtigt sei: „Wir sollten stärker versuchen, positiv über Heidelberg zu sprechen“, appellierte er an seine Kollegen. (hei)