Stadt & Leute
Zuwanderer bereichern Heidelberg
Umfrage zur Lebenssituation von Menschen mit Migrationshintergrund zeigt die Herausforderungen an den kommunalen Integrationsplan der Stadt
Mit ihrem großen Engagement für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund investiert die Stadt Heidelberg in die Zukunft: Die Ergebnisse einer repräsentativen Studie zur Lebenssituation von Heidelberger/innen mit Migrationshintergrund bestätigen, dass diese wichtige Potenziale für eine positive Stadtentwicklung besitzen.
Die zentralen Aussagen aus der Umfrage: Die große Mehrheit der schätzungsweise 38.000 Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, die in Heidelberg leben, sind hervorragend integriert. Allerdings gibt es eine Minderheit, bei der die Stadt ihre Integrationsbemühungen deutlich verstärken muss. Mit der 2008 in Auftrag gegebenen Studie sammelt Heidelberg als erste deutsche Stadt solch umfangreiches Datenmaterial zur Lebenssituation ihrer Zuwanderer. Die Ergebnisse fließen unter anderem in den in Arbeit befindlichen kommunalen Integrationsplan ein, der Ende 2009 in den Gemeinderat eingebracht werden soll.
Die Untersuchungsergebnisse bedeuten für Heidelberg Herausforderung und Chance zugleich: Auf der einen Seite gibt es eine große Zahl hochqualifizierter Migrant/innen, auf der anderen Seite eher bildungsferne Migrant/innengruppen. Diese brauchen eher verlässliche, typische Integrations-Hilfestellung. Den Hochqualifizierten sollte die Stadt eine „emotionale Heimat“ schaffen. Ursache für den hohen Anteil Hochqualifizierter ist, dass Heidelberg Wissenschaftsstadt sowie Wirtschaftsstandort mit internationalen Beziehungen ist. Das religiös verwurzelte und entwurzelte Milieu spielt – ganz im Gegensatz zu bundesdeutschen Vergleichszahlen – in Heidelberg dagegen kaum eine Rolle.
Die wichtigsten Ergebnisse
Herkunft: Die größte Gruppe der Migrant/innen in Heidelberg hat einen asiatischen, amerikanischen oder westeuropäischen Hintergrund. Menschen aus der Türkei, Polen, der ehemaligen Sowjetunion und dem ehemaligen Jugoslawien sind dagegen unterrepräsentiert.
Bildung: Bezüglich der Bildung gibt es kaum Unterschiede zwischen den Heidelberger/innen mit und ohne Migrationshintergrund. Zwei Drittel der Migrant/innen haben die Hochschul- oder Fachhochschulreife. Dennoch ist der Anteil der ausländischen Jugendlichen an den Hauptschulen und bei Schulabgängern ohne Schulabschluss mehr als doppelt so hoch als der der einheimischen Bevölkerung.
Sprachkompetenz: 80 Prozent halten es für sehr wichtig, dass sie die deutsche Sprache perfekt lernen. 78 Prozent schätzen ihre Deutschkenntnisse als sehr gut ein.
Integration: Die meisten der Befragten fühlen sich in Heidelberg wohl, wollen sich aktiv einfügen und beteiligen. Integrationsbedarf ist in den einfachen Milieus vorhanden – wie bei der deutschen Bevölkerung auch. Hier sind die Armutsprobleme deckungsgleich mit denen der vergleichbaren deutschen Bevölkerung, wie dies im Bericht zur Sozialen Lage 2007 bereits dargestellt wurde.
Gewünschte Integrationsangebote: Am häufigsten nennen die Befragten Sprachkurse, Schul- und Ausbildungsberatung sowie spezielle Unterstützung bei der Arbeitssuche.
Ziel der Telefonumfrage war es, Informationen zu den spezifischen Lebenslagen und Einstellungen der Migrant/innen zu erhalten. Das Heidelberger sozialwissenschaftliche Institut Sinus Sociovision hatte insgesamt 505 zufällig ausgewählte Heidelberger Migrant/innen ab 18 Jahren telefonisch befragt.
Die Umfrage selbst besteht aus zwei Teilen: Der allgemeine Fragenkatalog wurde für eine bundesweite Studie konzipiert und ordnet die Befragten jeweils einem von acht typischen Migranten-Milieus zu. In diesen Milieus spiegeln sich grundlegende Wertorientierungen ebenso wider wie Alltagseinstellungen und Lebensweisen. Der zweite Fragenkomplex wurde auf die Situation in Heidelberg abgestimmt. Die Verbindung beider Teile erlaubt eine breitere und tiefere Auswertung und ermöglicht einen Vergleich der Ergebnisse mit den bundesweiten Resultaten.
Weitere Informationen gibt es auf der städtischen Homepage unter www.heidelberg.de/integration. (cba)