Stimmen aus dem Gemeinderat

CDU

Ernst Gund

Schule im Wandel

Ernst Gund

Zunächst sollte der Titel „Schule im Umbruch“ heißen, am liebsten wäre mir aber „im Aufbruch“. Das wäre der Fall, wenn Deutschland wieder, wie im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, zum Zentrum der europäischen Bildungsentwicklung würde. W. v. Humboldt schuf das klassische Gymnasium, Fröbel den Kindergarten, Preußen führte als erstes Land die Schulpflicht für alle ein, die Reformschulbewegungen in den 20er Jahren brachten frischen Wind in die Schulstuben, mit viel Sport, Theater, Musik und Wandertagen, alles, was heute zu kurz kommt.

Beim Beschluss für das G8-Gymnasium hätte man Kürzungen vornehmen müssen, um eine Überlastung der Schüler zu vermeiden. Das einfachste wäre ein Vergleich mit den Lehrplänen von Sachsen gewesen. Der Freistaat hat seit Jahren die besten Ergebnisse im PISA-Vergleich und vergibt das Abitur nach dem 12. Schuljahr (G8). Stattdessen gab es Schülerstreiks, Elterndemos, Institutsbesetzungen und Proteste. An der Pädagogischen Hochschule hat man das erkannt. Die künftige Rektorin Annelie Wellensiek gab die neue Richtung vor: „Unser aller Motto heißt deshalb nun: Weniger ist mehr.“ Wir gratulieren der neuen Rektorin zur Wahl und wünschen viel Erfolg bei der schwierigen Aufgabe, die Lehrerausbildung zu reformieren. Vielleicht gibt es einen richtungsweisenden „Heidelberger Weg“.

Aufgaben gibt es überall. Ein Besuch mit Stadtrat MdL Werner Pfisterer bei der Leitung der Waldorfschule gab Einblick in die Entwicklung dieser Privatschule, die Französische Grundschule sucht ein neues Domizil, die Freie Reformschule ist leider schon nach Dossenheim abgewandert. Wir wollen doch Schulstadt sein und bleiben.

Mut macht die Entwicklung in den Grundschulen. Der erste Bauabschnitt der Eichendorff-Grundschule wurde gefeiert, die Container für den Umbau der Primarstufe der IGH zur Ganztagesschule stehen. Die lange Liste der Umbauten und Renovierungen an Heidelberger Schulen ist, nach Jahren der Stagnation, ein Zeichen, dass doch ein „Aufbruch“ kommt.

Der Schwimmunterricht an unseren Grundschulen erfährt eine großzügige private Förderung durch Manfred Lautenschläger und Frau van Almsick. Das zeigt aber auch die Versäumnisse im öffentlichen Schulwesen, wenn nach vier Jahren Grundschule 9 Prozent der Schüler/-innen immer noch nicht schwimmen können. Die frühere Rektorin der Primarstufe Ursel Wirth-Brunner schaffte es durch konsequentes Training, dass das Lernziel erreicht wurde: Alle konnten schwimmen. Das stärkt auch das Selbstbewusstsein. Es ist für Kinder immer demütigend, wenn sie bei Ausflügen oder Landheimaufenthalten gestehen müssen, dass sie nicht schwimmen können, und das in Heidelberg, einer Stadt mit drei Hallen- und zwei Freibädern. Manfred Lautenschläger will mit seiner Initiative „Schwimmfix“ erreichen, dass alle Heidelberger Grundschulkinder nach der 2.Klasse schwimmen können. Ein solches Ergebnis wäre bundesweit einmalig. Wir danken Ihnen, Herr Lautenschläger.