Stimmen aus dem Gemeinderat

SPD

Dr. Karin Werner-Jensen

SPD gegen einen zweiten verkaufsoffenen Sonntag

Dr. Karin Werner-Jensen

Genau sechs Jahre ist es her, dass die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in dem Brief „Die Ruhe bewahren – Initiative für den Sonntag“ alle Heidelberger Bürgerinnen und Bürger aufgerufen hat, „gegen jeglichen verkaufsoffenen Sonntag in unserer Stadt“ durch Unterschrift mit eigenem Namen einzutreten.

Nun baten die Kirchen wieder, im Gemeinderat (9.2.2012) gegen einen weiteren verkaufsoffenen Sonntag, der pikanterweise am „Tag des Helfers“ stattfinden soll, auszusprechen. Geschlossen hat die SPD gegen einen weiteren verkaufsoffenen Sonntag gestimmt, wurde aber leider überstimmt (21:16).

Mit den Kirchen sind wir der Meinung, dass der freie Sonntag zu unserem christlichen kulturellen Erbe gehört, ein freier Tag in der Woche zur Ruhe unabdingbar nötig ist – auch wenn das in manchen Dienstleistungs- und pflegerischen Berufen leider nicht durchhaltbar ist – und der Sonntag für Familie, Kultur, Freizeit, auch Gottesdienst, erhalten bleiben muss.

Aus Gesprächen mit vielen Mitarbeitern/-innen wissen wir, dass nur manche am verkaufsoffenen Sonntag freiwillig arbeiten, andere aber arbeiten müssen. Dabei würden sich die Umsätze auf den Monat gesehen keineswegs erhöhen, nur verlagern.

„Es gibt immer mehr Teilzeit- und 400-Euro-Kräfte, auch weil immer größere Flexibilität verlangt wird“, klagen die Betriebsräte. „Auf diese Weise werden weniger Menschen fest angestellt, weniger Auszubildende in eine Festanstellung übernommen und die prekären Arbeitsverhältnisse mehren sich.“

Der verkaufsoffene Sonntag trage zu alledem bei. Bei der großen Konkurrenz der Städte würden zudem schon jetzt viele Mitarbeiter/-innen in den Umlandgemeinden und Städten wie Mannheim fürchten, dass auch dort ein zweiter verkaufsoffener Sonntag eingeführt werde.

Im Sinne des Einzelhandels gibt es inzwischen, anders als früher, das ganze Jahr über verlängerte Öffnungszeiten und „Events“, also Sondereinkaufsgelegenheiten für ausgewählte Kundenkreise. Wir meinen, das reicht aus.

Stattdessen sind wir besorgt, von Mitarbeitern/-innen zu hören: „Viele von uns haben noch lange Zugwege nach Hause in den Odenwald zu überbrücken, und wir sind nach dem Wochenende einfach völlig kaputt.“