Stimmen aus dem Gemeinderat
SPD
Thomas Krczal
Abriss statt Denkmalschutz?
Heidelberg ist von Kriegszerstörungen nahezu verschont geblieben. Altstadt, Schloss und Alte Brücke sind das unverwechselbare Markenzeichen dieser Stadt, mit dem wir national und international werben und auf das wir mit Recht stolz sein können. Aber Heidelberg ist mehr als nur das. Es sind die schönen Außenstadtteile, die ihren dörflichen Charakter zum Teil noch erhalten haben und es sind die schönen Gründerzeit-Viertel in der Weststadt, in Handschuhsheim oder Neuenheim, die unser Stadtbild prägen.
Mit diesem Erbe müssen wir sorgfältig umgehen! Die vielen Leserbriefe und Zuschriften, die uns in diesen Tagen zu den Abrissplänen für die Villa in der Bergstraße 117 in Handschuhsheim und das Gebäude Gaisbergstraße/Ecke Bunsenstraße in der Weststadt erreichen, zeigen eines ganz deutlich: Die Bürgerinnen und Bürger identifizieren sich mit ihrem Stadtbild.
Beide Gebäude sind sicherlich in einem schlechten Zustand. Sie bilden aber jedes für sich einen wichtigen Bestandteil eines gelungenen Gesamtensembles. Der Abriss würde, bei noch so qualitätsvoller Architektur des Neubaus, dieses Gesamtensemble unwiederbringlich zerstören.
Die Entscheidungen über Abrissanträge sind Sache des laufenden Verwaltungsgeschäftes und liegen beim Amt für Baurecht und Denkmalschutz. Im Falle eines Widerspruchs, wie bei der Bergstraße 117, kommt aber auch der Denkmalschutzbehörde des Regierungspräsidiums eine gewichtige Rolle zu.
Wir als Stadträte dürfen aber zu Recht hinterfragen, ob in der Abwägung zwischen Denkmalschutz auf der einen Seite und wirtschaftlichen Überlegungen eines Investors auf der anderen Seite zwingend dem wirtschaftlichen Druck nachgegeben werden muss. Den privaten Hausbesitzern in der Altstadt wird praktisch jeder Türgriff und jede Fenstersprosse vorgeschrieben.
Im Sinne des Grundsatzes der Gleichbehandlung muss einem Investor deshalb auch zugemutet werden, höhere Sanierungskosten für den Erhalt eines Kulturdenkmals auf sich zu nehmen. Selbst dann, wenn durch einen größeren Neubau mehr Rendite zu erzielen ist. Alles andere wäre den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt nicht vermittelbar und würde unser Stadtbild stückweise negativ verändern. Es geht nicht darum, über ganz Heidelberg eine Käseglocke zu stülpen. Moderne und gute Architektur soll dort ihren Platz erhalten, wo sie auch hinpasst. Dem Schutz von Kulturdenkmalen ist aber ein hoher Stellenwert einzuräumen.
Wir hoffen deshalb auf sachgerechte und nachvollziehbare Entscheidungen der zuständigen Behörden. Sollten wir den Eindruck gewinnen, dass der Denkmalschutz nicht den ihm gebührenden Stellenwert erhält, müssen wir als Gemeinderat eine so wichtige Angelegenheit, auch mit Blick auf künftige Entwicklungen, an uns ziehen.
Das Motto der Deutschen Stiftung Denkmalschutz lautet: „Bürger, rettet Eure Städte!“ - Wie treffend!