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CDU

Prof. Dr. Hans-Günther Sonntag

Straßenbahn ins Neuenheimer Feld – wo bleibt die Kosten-Nutzen-Relation?

Prof. Dr. Hans-Günther Sonntag

Die Diskussion um die Verwirklichung der Straßenbahn ins Neuenheimer Feld (NF) ist wieder voll entbrannt und das Für und Wider der verschiedensten Trassenvarianten heiß umstritten. Auch der neue Rektor Eitel gibt sein Einverständnis nur zur Klausenpfad-Variante und um dem Projekt insgesamt noch eine Umsetzungschance zu geben, hat der OB bereits dieser Variante zugestimmt. Dabei scheint mir anstelle der kleinkarierten Variantendiskussion die Erörterung der grundsätzlichen Frage erforderlich, ob eine Straßenbahn im NF überhaupt zur Entspannung der desolaten Verkehrssituation beiträgt. Trotz der Parkraumbewirtschaftung im NF gestaltet sich die morgendliche PKW Zufahrt und abendliche Abfahrt regelmäßig zu einem Verkehrschaos. Die Schwerionentherapie wird – hoffentlich – im Spätsommer voll in Betrieb genommen, jährlich sollen über 1.300 Patienten aus dem In- und Ausland behandelt werden und dies mit jeweils mindestens 10 Behandlungseinheiten, was ohne Familienbegleitung zusätzlich pro Jahr 13.000 Patientenbewegungen bedeutet. Der Grundstein für die neue Frauenklinik und Hautklinik ist gelegt, die zusätzlichen Mitarbeiter- und Patientenströme ins NF sind für die nächsten Jahre absehbar. Nur „Verkehrsideologen“ können sich eine „heile Verkehrsregelung“ mit dem Bau und Betrieb einer Straßenbahn ins NF vorstellen, das Chaos ist allein schon durch die zusätzliche Einfädelung der Straßenbahn in die Berliner Strasse vorprogrammiert, denn diese wird natürlich immer Vorfahrt bekommen. Eine „Optimierung“ der Verkehrsituation in der Berliner Straße zur Verbesserung der Verkehrssituation im NF bedeutet nutzlos verschwendetes Geld. Allein durch den einspurigen Engpass zwischen Technologiepark und Hans-Thoma-Platz werden die allabendlichen Staus bis zur Walzbrücke und ins NF bleiben. Bereits vor Jahren hat sich die CDU-Fraktion für den Bau der 5. Neckarquerung eingesetzt. Das Umweltverträglichkeitsgutachten von 2005 hat zwar eine Umsetzung nicht ausgeschlossen, allerdings sollte zuerst die so genannte „Optimierungsvariante“ realisiert werden. Bereits heute ist Realität, dass nur eine 5. Neckarbrücke, über die gleichzeitig ein S-Bahn Anschluss ins NF geführt wird, zu einer wirklichen Verkehrsentlastung führen wird, zumal eine solche „Variante“ nicht nur von den Heidelbergern, sondern Mitarbeitern und Patienten aus dem engeren und weiteren Umfeld genutzt werden würde. Ehe man daher viel Geld in eine Maßnahme steckt, von der man bereits im Voraus eine negative Kosten-Nutzen-Relation erwarten kann, sollte man lieber mit denselben Kosten etwas Sinnvolles schaffen. Aber Sinnvolles ist in Heidelberg nicht so einfach umzusetzen.